Kreative Anpackerin mit Zuversicht und Herz
Silke Maubach (48), bereitet als Werkstattpädagogin Jugendliche und junge Erwachsene in der Nähwerkstatt beim Sozialwerk Dürener Christen auf einen möglichen Beruf vor. © Thomas Hohenschue
An der Garnbleiche 16, in einem Gewerbegebiet am Rande der Stadt, betreibt der gemeinnützige Verein Sozialwerk Dürener Christen ein Gebäude, in dem arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene auf einen möglichen Beruf vorbereitet werden. Auf jeder Etage gibt es andere Angebote von Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung. Die einen, die dort hingehen, benötigen eine passgenaue Unterstützung bei einer betrieblichen Ausbildung. Die anderen befinden sich noch ganz am Anfang ihres Wegs zum Beruf, wissen absolut nicht, wohin sie ihre Reise führen kann. Da setzt die Hilfe zur Selbsthilfe ganz anders an.
Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die Mädchen und Jungen, die Silke Maubach begleitet. Ihr Reich ist die Nähwerkstatt auf der zweiten Etage, in der ein Dutzend guter Nähmaschinen auf fleißige Hände warten. Auch die Jugendlichen, die hier Nähen lernen, brauchen eine besondere Ansprache. Regelmäßig, pünktlich und verlässlich zur Arbeit zu kommen, muss jede und jeder von uns im Leben lernen. Das gilt auch für die Schützlinge der Werkstattpädagogin. Das Thema einer festen Tagesstruktur mit geregelten Rhythmen und Abläufen ist für sie häufig ziemlich groß, aus vielen Gründen.
Silke Maubach kennt die Gründe aus ihren Gesprächen mit den jungen Menschen. Die 48-Jährige ist dankbar für das gute Zuhause, in dem sie selbst aufgewachsen ist, behütet und frei zugleich. Der Vater war zwar viel unterwegs, aber die Mutter gab mit ihrer Kraft ein gutes Vorbild zusammen mit der Oma, die ihr ihre erste Nähmaschine schenkte. "Wir können alle gut anpacken", beschreibt die Pädagogin ihre Familie. Den Jugendlichen in der Nähwerkstatt hingegen fehlt das alles. Sie haben in ihren Familien oft keinen guten Rahmen, ihnen fehlen Vorbild, Förderung und Ermutigung. Oft kommen psychische Belastungen hinzu, Erfahrungen mit Mobbing, Probleme mit Gewalt, Drogen, Missbrauch, Kleinkriminalität im Umfeld.
In Silke Maubachs Kreativ-Werkstatt beim Sozialwerk Dürener Christen können Jugendliche und junge Erwachsene Selbstbewusstsein tanken.© Thomas Hohenschue
Hin und wieder ein "Anstupser"
Silke Maubach ist für die jungen Leute da mit all ihrer Empathie und mit ihrer Lebenserfahrung. Im Sozialwerk ist sie mit Fachkräften verschiedener Disziplinen wie Sozialarbeit und Psychologie vernetzt. So kann sie Brücken zu Beratung und Hilfe bauen, falls nötig und erwünscht. Die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen stehen im Vordergrund, auch ihre Stärken und Potenziale. Die Nähwerkstatt gibt ihnen einen geschützten Raum, sich auszuprobieren, gute Erfahrungen zu machen, die im Kontrast zu bisherigen stehen, Selbstbewusstsein zu tanken.
Die Werkstattpädagogin kann ihnen, wie anno dazumal ihre eigenen Eltern ihr, als konsequente und zugewandte Powerfrau Mut machen. Sie weiß, wie wichtig es ist, immer wieder mal ein bisschen angestupst zu werden, sagt sie. Silke Maubach denkt an ihre eigenen beruflichen Anfänge. Nach der Schule wusste sie erst mal nicht, was tun, und so kam sie zum Einsatz im sozialen Sektor über Umwege. Die ersten Etappen waren ein Jahr Jobben, dann Ausbildung und Arbeit als Raumausstatterin, drittens die Leitung eines Cafés. Schließlich und endlich arbeitete sie mit hilfebedürftigen Frauen beim SkF Köln und jetzt beim Dürener Sozialwerk, beides kreativ, empathisch, zuversichtlich.
Handwerk und Pädagogik
Silke Maubachs Lieblingsgegenstand ist die Nähmaschine.© Thomas Hohenschue
Silke Maubach strahlt von Kopf bis Fuß eine positive Lebenseinstellung aus. "Man kriegt die Welt nicht besser gemeckert", lautet ihr Leitspruch. Aus ihrer wechselvollen beruflichen Laufbahn weiß sie, dass sich Türen öffnen, wenn andere sich schließen. Im Kosmos des Sozialwerks können sich junge Menschen diese Gewissheit im sicheren Rahmen erschließen, Schritt für Schritt Steine aus ihrem Gepäck entfernen, Sozialphobien und Versagensängste hinter sich lassen. Die Werkstattpädagogin beobachtet förmlich, wie Teilnehmende wachsen.
Auch die Nähwerkstatt wächst, und darauf blickt Silke Maubach mit Stolz. Sie selbst war damit ins kalte Wasser gesprungen als Quereinsteigerin mit Ideen und Elan. Austausch und Abgucken von Kolleginnen und Kollegen rundeten das eigene Engagement ab. Eine Fortbildung zur Werkstattpädagogin sattelte sie berufsbegleitend darauf. 14 Plätze gibt es inzwischen in der Nähwerkstatt.
Zeitweise überholte der Erfolg alle Beteiligten. Die Bestellungen über einen Online-Shop stapelten sich. Das hatte den Effekt, dass sich der Druck der regulären Berufswelt in die Berufsvorbereitung vorverlagerte. Silke Maubach zog die Notbremse, damit die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sich weiter in ihrem individuellen Tempo in die Anforderungen der Erwerbsarbeit vortasten können. So baut die Nähwerkstatt Brücken zu einem gelingenden Berufsleben. So wie bei Silke Maubach selbst: Sie verbindet beim Sozialwerk Dürener Christen ihre Kreativität und Liebe zum Handwerk mit einem sinnvollen pädagogischen Einsatz. Das passt einfach.
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Sozialwerk Dürener Christen
Annaplatz 1-3
52349 Düren