"Es hilft, wenn jemand einfach zuhört"
Merle Peters (22), Studentin der Sozialen Arbeit, arbeitet ehrenamtlich für die U25-Suizidpräventionsberatung der Caritas in Paderborn.© Markus Jonas
Caritas in NRW: Frau Peters, wie kamen Sie zur Suizidpräventionsberatung U25 in Paderborn?
Merle Peters: Durch einen Aufruf auf Instagram bin ich auf U25 aufmerksam geworden. Da ich gelernte Erzieherin bin und aktuell Soziale Arbeit studiere, interessiere ich mich sehr für dieses Thema. Ich dachte, das sei eine gute Gelegenheit, um herauszufinden, ob das Feld wirklich zu mir passt und ob ich damit gut umgehen kann.
Caritas in NRW: Welche Vorbereitung gab es für die Beratung?
Merle Peters: Am Anfang haben wir intensive Schulungen durchlaufen, in denen wir uns mit Themen wie Depressionen, Essstörungen und Mobbing auseinandergesetzt haben. Das war wichtig, um zu lernen, wie man mit verschiedenen Themen umgehen kann. Außerdem haben wir Übungsmails geschrieben und Feedback dazu bekommen, was uns geholfen hat, uns sicherer in der Kommunikation zu fühlen.
Caritas in NRW: Wie läuft die Beratung ab?
Merle Peters: Das ist ganz flexibel. Jeder Ehrenamtliche entscheidet selbst, wie viele Klientinnen und Klienten er oder sie betreut. Aktuell habe ich zwei Klientinnen: Eine schreibt mir regelmäßig, einmal
die Woche, oft lange Mails. Die andere meldet sich unregelmäßiger, manchmal vergehen Wochen dazwischen. Die Dauer unserer Begleitung hängt immer vom jeweiligen Klienten ab - einige schreiben nur ein- oder zweimal, andere bleiben länger. Weil wir keine Details zur Person oder zum Wohnort erfahren, kann es eine Herausforderung sein, die Klientinnen und Klienten weiterzuvermitteln, da es regional unterschiedliche Hilfsangebote gibt.
Die bundesweite U25-Suizidpräventionsberatung der Caritas bietet jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren Unterstützung in schweren Lebenslagen. Die Beratung erfolgt online, anonym und wird von ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern wie Merle Peters durchgeführt.© Markus Jonas
Caritas in NRW: Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf in der Suizidprävention in Deutschland?
Merle Peters: Ein großes Problem sind die langen Wartezeiten auf Therapieplätze. Viele unserer Klientinnen und Klienten stehen auf Wartelisten, und für sie sind wir oft eine der wenigen Anlaufstellen, bis eine professionelle Behandlung möglich ist. Aber auch bei uns fehlen immer Freiwillige.
Caritas in NRW: Wie steht Ihre Familie zu Ihrem Engagement?
Merle Peters: Ich hatte anfangs Bedenken, dass mich die Arbeit zu sehr belasten könnte. Aber meine Eltern, die beide im sozialen Bereich arbeiten - meine Mutter sogar bei der Caritas - bestärkten mich, diesen Schritt zu wagen.
Caritas in NRW: Was motiviert Sie persönlich zu Ihrem ehrenamtlichen Engagement?
Merle Peters: Ich habe selbst eine schwierige Phase durchlebt und weiß, wie wertvoll es ist, wenn einem jemand zuhört und signalisiert: "Du bist wichtig, so wie du bist." Das möchte ich nun auch anderen weitergeben und ihnen in schweren Zeiten zur Seite stehen.
Die Fragen stellte Markus Jonas.