Den Horizont erweitern
Leonie Baumann (26) ist Studentin und arbeitet seit zwei Jahren ehrenamtlich bei youngcaritas in Münster.© Linda Quaing
Leonie Baumann studiert Psychologie, arbeitet Teilzeit und ist seit zwei Jahren ehrenamtlich aktiv bei der youngcaritas in Münster. "Da bleibt nicht viel Zeit für anderes", gesteht die 26-Jährige. Auf youngcaritas gekommen ist sie durch eine ganz einfache Internetsuche: "Münster, Ehrenamt, Umwelt" habe sie eingegeben, und "dann kam youngcaritas dabei raus". Aber sie würde auch gar nicht woandershin wollen, sagt sie lachend. "Ich gehe immer mit einem guten Gefühl nach Hause."
Mit Leonie sind in Münster 30 junge Menschen bei der youngcaritas aktiv. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat, um neue und laufende Projekte zu planen und zu reflektieren. Diese sind breit gefächert, sie bieten unter anderem eine Smartphone-Sprechstunde für Senioren an, bei der sich Seniorinnen und Senioren von jungen Menschen zu Fragen rund um Smartphone und Computer beraten lassen können. Außerdem gibt es beispielsweise das Projekt "Warm durch die Nacht" zur Hilfe für wohnungslose Menschen und mehrere Umweltprojekte.
Auf die Frage nach einem Lieblingsprojekt findet Leonie nur schwer eine Antwort: "Die Kleidertauschparty war richtig cool." Vor einigen Wochen fand diese in den Räumlichkeiten der Caritas Münster statt mit einem simplen Motto: Tauschen statt neu kaufen. Die Idee hat nicht nur Leonie überzeugt. Die Wartezeit für Interessierte betrug zwischen 30 und 45 Minuten, nur um das Gebäude zu betreten.
Ein Projekt, das sie zum Nachdenken bringt, ist "Warm durch die Nacht". Dabei verteilen Ehrenamtliche Decken und Heißgetränke für Wohnungslose. "Normalerweise würde ich niemals zu einem Hotspot für Obdachlose fahren und Leute anquatschen", sagt Leonie mit einem Schulterzucken und erklärt damit einen der Hauptgründe für ihre Begeisterung für das Ehrenamt: Sie kommt in Kontakt mit Menschen, mit denen sie sonst eigentlich nichts zu tun hat. "Man merkt, wie sehr Armut ein Thema ist, selbst in einer reichen Stadt wie Münster."
Junge Menschen brauchen Flexibilität
Bei der Arbeit kommt Leonie zwar nicht an ihre emotionalen Grenzen, aber sie nimmt trotzdem immer etwas mit nach Hause, vor allem bei der Arbeit mit Wohnungslosen. "Da merkt man, ich selbst habe alles, was ich brauche", erklärt sie mit Überzeugung.
Nicht jedes Teammitglied bei der youngcaritas ist so aktiv wie Leonie, denn das Angebot ist flexibel. Manche fokussieren sich auf ein oder zwei Projekte, andere mischen überall mit. Besonders für junge Menschen ist ein flexibles Angebot ansprechend, denn bei vielen stehen während des Studiums oder der Ausbildung immer wieder Veränderungen an. Es ist dann kein Problem, wenn jemand sagt: "Ich weiß noch nicht, wo ich nächstes Jahr bin." "Also ich kann youngcaritas nur empfehlen", sagt Leonie grinsend und zeigt ihren Daumen nach oben. "Ich kann meinen Horizont erweitern und gehe bewusster durchs Leben."