Bester Botschafter eines Lebens ohne Alkohol
Werner Barke engagiert sich ehrenamtlich beim Kreuzbund im Bistum Aachen und bei der Suchthilfe der Caritas Aachen.© Thomas Hohenschue
Werner Barke engagiert sich beim Kreuzbund im Bistum Aachen. Und bei der Suchthilfe Aachen. Bei der Caritas. In Gruppen und Gremien. Und, und, und. 73 Jahre alt ist er inzwischen, genießt das Leben und die Liebe. Das hat er immer schon getan, da ist sich der gebürtige Berliner treu geblieben. Nur war früher immer der Alkohol dabei. Aus seiner heutigen Sicht unverständlich, denn: "Ich fühle alles viel intensiver und klarer ohne Alkohol", sagt Werner Barke.
In seiner damaligen Sicht lief alles gut. Beruflich und privat war für ihn alles im Lot. Auch als er vor 30 Jahren beruflich bedingt umzog von der Bundeshauptstadt ins Aachener Dreiländereck, war alles okay. Er fand eine Partnerin, die zu ihm passte. Sie brachte zwei Kinder in die Beziehung ein. Zu seinem Alltag gehörte allerdings weiter der Alkohol, Tag für Tag. Er wich auch nicht zurück, als die Kinder größer wurden. Ging es also wirklich gut? Kontrolliert trinken klappt nicht, erst recht nicht, wenn man bereits abhängig ist. Werner Barke spürte wie viele andere Betroffene nicht, dass er diese Grenze irgendwann überschritten hatte. Realitätsverweigerung gehört zur Krankheit.
Werner Barke (73) war selbst alkoholkrank und moderiert heute Selbsthilfegruppen alkoholkranker Menschen.© Thomas Hohenschue
Wenn er jetzt seine Selbsthilfegruppen beim Kreuzbund moderiert, begegnen ihm entsprechend bekannte Sätze. Er hat sich so oder so ähnlich selbst geäußert. Alle, die dort im Kreis sitzen, sagen zwar: Ich trinke zu viel. Aber nicht wenige sagen trotzdem: Ich bin kein Säufer. Der Selbstbetrug lautet: Ich kann jederzeit weniger trinken, wenn ich es möchte. Manche wollen Tipps dafür. Das ist der Punkt, wo Werner Barke klipp und klar Kante zeigt: "Hier kannst du nicht richtig trinken lernen", sagt er. "Es gibt keinen guten Alkohol."
Die Entschiedenheit liegt in seiner eigenen Geschichte. Er trank mehr, immer mehr, er hatte sich und die Dinge nicht mehr im Griff. Der Brandbeschleuniger Alkohol zerstörte seine Partnerschaft, entfremdete ihn von den Kindern.
Entscheidung zur Umkehr
Zwei schwere Unfälle bei Trunkenheitsfahrten markierten Meilensteine in diesem Abstieg. Der zweite war der Punkt, wo er spürte: Jetzt geht es nicht weiter. Er begab sich ins Alexianer-Krankenhaus. Wie nett dort Fachkräfte, Ärztinnen und Ärzte mit den Süchtigen umgingen, machte Werner Barke im tiefen Tal Mut.
An diesen alten roten Turnschuhen hängt Werner Barke. Er trug sie während der Therapie. Diese war der Wendepunkt in seinem Leben.(c) Thomas Hohenschue
Die Gesellschaft ist fahrlässig
Jetzt ging es stetig in die andere Richtung, bergauf. Nun durchschritt er die Etappen, die er heute den Menschen erklärt, die einen ähnlichen Weg vor sich haben. Zunächst geht es in eine intensive Beratung, der eine ärztlich betreute Entgiftung folgt. Dann gilt es, sich in einer Orientierungs- oder Selbsthilfegruppe ein bis drei Monate lang darüber klar zu werden, ob man wirklich aufhören will zu trinken. Denn der Aufwand einer Therapie lohnt nur, wenn es dazu eine feste innere Motivation und Überzeugung gibt.
Werner Barke kennt neben seiner eigenen auch viele andere Lebensgeschichten vom Leben mit und ohne Alkohol. Dass man sich gegenseitig in einer Selbsthilfegruppe davon erzählt, stärkt.
Die Gesellschaft gehe fahrlässig mit Alkohol um, kritisiert der 73-Jährige. Alkohol wird offensiv vermarktet, ist allgegenwärtig, ein großes Geschäft. Demgegenüber ist das gemeinnützige System von Hilfe und Selbsthilfe viel zu wenig bekannt, sagt Werner Barke. Deshalb engagiert er sich mit Herz und Seele dafür, dass alkoholkranke Menschen einen guten Zugang erhalten. Informationen sind das eine, offene Gespräche das andere.
Werner Barke hat sich selbst am eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen. Schritt für Schritt gestaltete er sein Leben neu, ist vital, lebensfroh, treibt Sport, kocht für sein Leben gerne, zum Beispiel für seine Freundin. Viele Freunde, Bekannte, Kontakte und Aufgaben bilden sein Umfeld, das er prägt und das ihn trägt. Dass er seit 20 Jahren diesen Weg ohne den früheren Begleiter Alkohol geht, macht ihn stolz.