"Ich liebe die Pflege"
Ira van Almsick arbeitet im Altenheim Friedrichsburg in Münster als Assistenz der Pflegedienstleitung.© Carolin Kronenburg
Angefangen hat alles mit einem Praktikum. Auf dem Weg zur Schule ist Ira van Almsick immer an der Friedrichsburg vorbeigegangen und wollte wissen, was da drinnen los ist. "Ich durfte dann so richtig nah an den Menschen ran", erinnert sie sich an ihren Praktikumsbeginn und erzählt, als sei es gestern gewesen. Zu den Bewohnerinnen zählten beispielsweise eine Schriftstellerin und eine Gräfin. Ihre Lebensgeschichten zu hören, habe sie einfach fasziniert. "Ich liebe die Pflege. Ich liebe die weisen alten Menschen. Nach 35 Jahren hier im Haus bin ich immer noch nicht müde."
"Ich erlebe jeden Tag hier als sinnvolle Tätigkeit."
Auf die Ausbildung und das Anerkennungsjahr ab 1990 folgten später die Schichtleitung, der Aufbau eines ambulanten Pflegedienstes, die stellvertretende Pflegedienstleitung und viele weitere Aufgaben. Ira van Almsick kennt alle 138 Bewohnerinnen und Bewohner mit Namen und einen Großteil der über 200 Mitarbeitenden. Auf ihrem Weg durch die hellen Flure des Altenheims kommt sie keine fünf Meter weit, ohne angesprochen zu werden. Zwischendurch klingelt das Telefon - dienstliche Fragen werden beantwortet.
Ira van Almsick ist begeisterte Anhängerin des sogenannten mäeutischen Pflegemodells nach Cora van der Kooij. Demnach soll jeder Mensch so versorgt werden, wie er es braucht. Wer gerne bis in die Puppen fernsieht und spät aufsteht, soll auch erst um elf Uhr frühstücken können. "Wir versuchen immer, den richtigen Umgang für den Menschen und den Moment zu finden." In der Mäeutik heiße das "suchend reagieren", den richtigen Schlüssel für Situationen finden.
Ira van Almsick brennt für die Altenpflege. Noch immer – nach fast 35 Dienstjahren im Altenheim Friedrichsburg in Münster.© Carolin Kronenburg
Das helfe besonders im Umgang mit dementen Menschen. "Wenn jemand sein Leben lang abends geduscht hat, dann ist es kein Wunder, dass er als dementer Mensch im Altenheim aggressiv reagiert, wenn er morgens unter die Dusche gestellt wird." Für den Dienstplan heiße das: Weg von den Routinen, hin zum Spannenden!
"Wir sind die, die waschen, die in den Arm nehmen, die trösten. Wir sind manchmal die Eltern, die Kinder, die Enkelkinder", sagt sie mit einem Funkeln in den warmen braunen Augen. "Ich erlebe jeden Tag hier als sinnvolle Tätigkeit." Den alten Menschen begegnet sie mit einer Haltung des Respekts und der tiefen Dankbarkeit - und mit jeder Menge Humor. "Sie ist ein sehr nettes Mädel", bescheinigt ihr der 86-jährige Ernst Höppener. "Ja, hier ist man mit 55 noch jung", sagt Ira van Almsick und lacht.