Hilfe auf Gleis Eins
Es ist ein unscheinbares Häuschen am Ende von Gleis 1 auf dem Paderborner Hauptbahnhof: Täglich pilgern im Schnitt mehr als 150 Menschen zur Bahnhofsmission – für einen Kaffee, ein Brötchen oder ein Gespräch, alles kostenlos. Fast immer da: Leiterin Sabine Bergmaier.© Markus Jonas
Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist sie mit einem offenen Ohr für die Sorgen anderer da. Doch nun steht ein neuer Lebensabschnitt bevor: Sabine Bergmaier verabschiedet sich in den Ruhestand.
Ihre berufliche Laufbahn begann als Rechtsanwalts- und Notargehilfin. Doch die Suche nach einer neuen Aufgabe führte sie 2001 zur Bahnhofsmission. "Eine Freundin hat mich eingeladen, es einfach mal auszuprobieren, und das hat mir sofort gefallen", erinnert sie sich. Schon bald übernahm sie Leitungsaufgaben, zunächst in Altenbeken und ab 2010 auch in Paderborn.
Die Arbeit in der Bahnhofsmission, die gemeinsam von IN VIA Paderborn und der Diakonie getragen wird, sei für sie Berufung gewesen. "Menschen in schwierigen Situationen zu helfen, hat mir immer eine wahnsinnige Befriedigung verschafft", erzählt sie. Es sind Geschichten wie die eines Mannes, der nach seiner Haftentlassung vor dem Nichts stand und durch ihre Hilfe und Weitervermittlung den Weg fand. "Zwei Wochen später kam er zurück und hat sich bedankt. Er meinte, ohne uns hätte er es wohl nicht geschafft." Solche Erlebnisse geben ihr Kraft.
Doch die Anforderungen sind gestiegen. "Vor Corona war es hier ziemlich familiär - mit rund 40 bis 60 Menschen täglich." Mittlerweile kommen 150 bis 200 Menschen am Tag. Die Folgen der Pandemie haben viele in Not gebracht, besonders Rentnerinnen und Rentner und Alleinerziehende, aber auch Flüchtlinge aus der Ukraine. "Die Not wird größer, und die Nachfrage nach unseren Angeboten steigt entsprechend", sagt sie.
"Mein Schatz ist dieser Schutzengel. Das ist vor einigen Jahren ein Weihnachtsgeschenk unseres Trägers für die Ehrenamtlichen gewesen. Da ich versehentlich einen Ehrenamtlichen zu viel angegeben hatte, war einer über, und den habe ich mir heimlich genommen. Ich dachte, ich verdiene auch mal eine Belohnung. Der Schlüsselanhänger daran ist kaputt, aber der Schutzengel bleibt immer in meinem Portemonnaie."© Markus Jonas
Damit steigen auch die Herausforderungen. "Es ist schwer, immer genug Ehrenamtliche zu finden", sagt Sabine Bergmaier. Aktuell sind rund 30 im Team, aber es dürften gern mehr sein, wünscht sie sich. Denn: "Gerade in der kalten Jahreszeit ist dies für viele ein Zufluchtsort."
Ihr Blick in die Zukunft ist eher düster. "Die Gelder für soziale Einrichtungen werden immer knapper." Trotz der Förderung durch Stadt und Kirche werde es immer schwieriger, Projekte wie die Weihnachtsaktion zu finanzieren, bei der Tüten mit Lebensmitteln an Bedürftige verteilt würden. Diese Aktion ist ihr besonders ans Herz gewachsen: "Es ist schön zu sehen, wie sehr die Menschen dieses Geschenk schätzen und wie ihnen bewusst wird, dass es Leute gibt, die an sie denken."
Für die Zukunft hofft sie auf mehr Unterstützung. "Es ist eine wichtige Anlaufstelle hier am Bahnhof", betont sie. "Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft ein Ort der Hilfe bleibt."
Spendenkonto
Diakonie Paderborn-Höxter
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Verwendungszweck: Bahnhofsmission Paderborn