Die rund 200000 Pflegekräfte in Nordrhein-Westfalen haben künftig eine eigene Interessenvertretung. Die Landespflegekammer NRW nahm nach zweijähriger Vorbereitungszeit in Düsseldorf ihre Arbeit auf. Ähnlich den Ärzte-, Handwerks- und Rechtsanwaltskammern soll sie die Belange professioneller Pflegekräfte organisieren. Dazu gehört es unter anderem, berufliche Standards festzulegen und Interessen gegenüber Politik, Gesundheitswesen und Gesellschaft zu vertreten. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Pflegekräfte ihre Belange selbstständig regeln und Pflegekammern gründen.
Auf seine Initiative hin hat das Land die Finanzierung der Kammer bis 2027 zugesichert und eine Anschubfinanzierung von knapp 32 Millionen Euro zugesagt.
Pflegekammern sind umstritten, da alle professionell Pflegenden Pflichtmitglieder werden und Beiträge zahlen müssen. Ob und in welcher Höhe in NRW Beiträge erhoben werden, entscheidet demnächst die Kammerversammlung. Zu den Kritikern gehört auch der Bund der Steuerzahler, der die Anschubfinanzierung durch das Land als skandalöses Millionengrab bezeichnete.
Die Gewerkschaft Verdi forderte eine Urabstimmung unter den Pflegekräften, weil die Kammer sonst nicht ausreichend legitimiert sei. 2018 hatte die Landesregierung eine Befragung von rund 1500 Pflegekräften in Auftrag gegeben. 79 Prozent sprachen sich für eine Kammer aus.
In Niedersachsen und Schleswig-Holstein hatten sich die Pflegenden bei Mitgliederbefragungen gegen den Fortbestand der bereits bestehenden Kammern ausgesprochen. Derzeit arbeiten nur eine Pflegekammer in Rheinland-Pfalz sowie die Pflegekammer des Bundes.
(KNA)