"Abends weiß ich, dass ich etwas Gutes geschafft habe"
Aylin Abu-Zaineh liebt die Arbeit mit Kindern. Diese Dankbarkeit der Kinder, diese Freude, dieses Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.© Barbara Bechtloff | DiCV Köln
An diesem Dienstagmorgen in der zweiten Woche der Herbstferien kommen 15 Kinder ins Bildungszentrum in Brühl. Das Angebot "Fit in Deutsch" ist offen - wer am Morgen kommt, ist auch immer eine kleine Überraschung. Heute sind die Kinder zwischen sechs und 13 Jahren alt. Aylin, selbst auch aus dem Rhein-Erft-Kreis, ist motiviert, hat schon Brötchen besorgt und bereitet zusammen mit Vereinsleiter Kazim das Frühstück vor. "Wir stärken uns erst mal gut, quatschen dabei und haben eine gute Zeit", erzählt Aylin. Viele Kinder hätten ordentlich Hunger.
"Es ist wichtig, dass wir mit guter Stimmung in den Tag starten, schließlich müssen die Kinder in den Ferien lernen." Nach dem Frühstück teilen sie sich auf, Kazim nimmt die Kleinen ab sechs Jahre, Aylin kümmert sich um die Großen und setzt sich mit Emirhan, Ayseqül, Sara, Erol und Usman an den Tisch. Heute steht Briefeschreiben auf dem Plan, geübt werden Anrede, Einleitung, Hauptteil und Grußformel. Am Ende sollen alle ihre Briefe vorlesen. Emirhan fängt an: "Liebe Aylin, ich habe mich die ganze Woche auf diesen Kurs gefreut." Sein Brief endet mit: "Ich freue mich, wenn du mir zurückschreibst."
Es sind Momente wie diese, die Aylin am meisten berühren. Diese Dankbarkeit der Kinder, diese Freude, dieses Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. "Klar, es geht hier vor allen Dingen um die Sprache", gibt Aylin zu, "viele Kinder haben Probleme mit Grammatik, Artikeln und Pronomen. Aber es geht auch um die Beziehung. Wir sind für sie da und hören zu."
Die Kinder lieben sie
Für Aylin ist dieses Engagement selbstverständlich. Angefangen hat sie schon 2021, als sie noch zur Schule ging. Nach einer eintägigen Onlineschulung zur Sprachlernbegleiterin konnte sie direkt starten. Als Heldin fühlt sie sich nicht, nimmt aber wahr, dass ihr Umfeld sehr positiv auf ihren Einsatz reagiert. "Ich kann nicht einfach nur chillen in meiner Freizeit, da fällt mir die Decke auf den Kopf", beschreibt sie ihre Motivation, morgens für die Kinder aufzustehen. Und die lieben sie!
"Es ist wichtig, dass wir mit guter Stimmung in den Tag starten, schließlich müssen die Kinder in den Ferien lernen." Nach dem Frühstück kümmert Aylin sich um die Großen und setzt sich mit Emirhan, Ayseqül, Sara, Erol und Usman an den Tisch. Heute steht Briefe schreiben auf dem Plan, geübt werden Anrede, Einleitung, Hauptteil und Grußformel. © Barbara Bechtloff | DiCV Köln
Aylin ist herzlich und offen, hat durch ihr junges Alter den Bonus, fast als große Schwester oder Freundin durchzugehen. Nach dem Briefe schreiben wird das Mittagessen vorbereitet. Kazim empfängt den Lieferanten, es gibt immer Essen, das die Kinder mögen: Pizza, Pommes, Chicken Nuggets. Heißbegehrt ist Aylins Nachtisch, in ihren Augen ganz simpel: Über eine Kugel Vanilleeis schüttet sie warmen Kakao. "Danach fragen mich die Kinder ständig, das verbinden sie richtig mit mir", sagt Aylin und lacht. Am Nachmittag ist freies Spiel angesagt, es geht in den Innenhof zum Toben, Rennen und Spaßhaben. "Die Kinder sollen wirklich gerne kommen, das ist Kazim und mir ganz wichtig", erklärt Aylin. Zwischen ihr und dem Vereinsleiter ist inzwischen eine gute Freundschaft entstanden, die Zusammenarbeit läuft Hand in Hand. Gegen 17 Uhr werden die Kinder abgeholt, Aylin und Kazim räumen auf. "So ein Tag ist schon anstrengend", gibt Aylin zu. "Aber er gibt mir so viel. Wenn ich abends im Bett liege, weiß ich, dass ich etwas Gutes getan habe. Das bedeutet mir alles."