Die Woche Nummer vier ist geschafft
Die Isolierung kann für alle aufgehoben werden. In seine Freude mischt sich Trauer. Drei Bewohner sind an Covid-19 verstorben. 17 hatten sich angesteckt, und fünf Mitarbeiterinnen waren ebenfalls infiziert. Es waren dramatische Wochen in Recke. In wenigen Tagen, manchmal in Stunden mussten Wohnbereiche voneinander isoliert werden, Bewohner umziehen, von Gemeinschaftsverpflegung auf Tablett-System umgestellt und die Bewohner einzeln in den Zimmern versorgt werden…
Der Gefahr war sich Plietker schon bewusst, Wochen bevor das Virus Anfang April den Weg in sein Haus fand. Besuche waren bereits verboten, die Bewohner wurden gruppenweise versorgt und die Teams der Wohnbereiche voneinander getrennt, zusätzliche Schutzausrüstung besorgt. Passiert ist es trotzdem. Alle Indizien deuten darauf hin, dass Corona durch zwei aus dem Krankenhaus zurückkehrende Bewohner den Weg in das Haus St. Benedikt fand. Tests bei der Entlassung aus dem Krankenhaus sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht Standard und eine anschließende Quarantäne ebenso wenig. Die Folgen dieses erzwungenen Versäumnisses sind dramatisch.
Positive Testergebnisse bei zunächst elf Bewohnern und zwei Mitarbeiterinnen erzwingen radikale Maßnahmen. 30 Pflegekräfte sowie je eine Mitarbeiterin für die Betreuung und die Hauswirtschaft gehen in Quarantäne - alle freiwillig, betont Plietker. Er erlebt eine "total gut organisierte und motivierte Mitarbeiterschaft". Sieben Tage in 12-Stunden-Schichten kümmern sie sich in getrennten Teams um die infizierten Bewohner, dann übernehmen die Kollegen. Für vier Wochen ziehen sie in zwei Hotels, pendeln dorthin mit Wagen, die von Autohäusern und Verleihfirmen zur Verfügung gestellt werden.
Plietker ist froh, dass er schon vor dem Ausbruch der Pandemie in St. Benedikt bei der Gemeinde darauf gedrungen hat, für den Fall des Falles nach zusätzlichen Unterkünften zu suchen. Im Haus selbst werden zwei ebenfalls getrennt voneinander arbeitende Küchenteams gebildet, die Dienstkleidung der Teams wird separat täglich in der Einrichtung selbst gewaschen, Zugangswege werden definiert, um Begegnungen auszuschließen.
Als es Ende April geschafft ist, bleiben gemischte Gefühle: Erleichterung, Stolz auf die Teamleistung, aber eben auch Trauer über die Bewohner, die es nicht geschafft haben. Und die Sorge vor neuen Infektionen.