"Stolz wie Oskar"
Die Arbeitslosenquote hatte Mitte der 80er in der alten Bundesrepublik nach Jahren der Vollbeschäftigung Rekordwerte erreicht. Die Jugendarbeitslosigkeit bot Anlass zur Sorge. Vor allem junge Menschen mit persönlichen und sozialen Handicaps drohten auf der Strecke zu bleiben. 32 Jahre später hat sich daran nichts geändert. "Ohne professionelle Unterstützung wird es für viele Betroffene schwer, den Start in die Arbeitswelt zu schaffen", ist sich Ludger Lamping (63) sicher.
Im Frühjahr 2020 ist Lamping in den Ruhestand gegangen - und kann eine beeindruckende Bilanz vorlegen. Mehr als 85 Prozent der Jugendlichen, die jährlich an einer berufsvorbereitenden Maßnahme des Zentrums teilnehmen, werden in ein Ausbildungsverhältnis vermittelt; rund 3000 junge Menschen hat Ludger Lamping seit 1988 mit seinem Team in unterschiedlichen Maßnahmen qualifizieren können. Die Qualifizierung stimmt nicht nur fachlich, sondern vor allem auch menschlich. Statt erhobener Zeigefinger greifen moderne pädagogische Konzepte. "Wir vereinbaren mit jedem Jugendlichen individuelle Entwicklungsziele", betont Lamping. Nur in der Kombination von beruflichem und persönlichem Weiterkommen könne so etwas wie Selbstwirksamkeit geweckt werden. Für Lamping ist dies der Schlüssel, um gerade Jugendliche voranzubringen, die in ihrem bisherigen Leben immer wieder scheiterten, als Versager abgestempelt wurden.
Selbstwirksamkeit erzeugen - dafür geht Lamping auch schon mal ungewöhnliche Wege. So bauten die Jugendlichen des Berufsförderzentrums im Jahr 2017 ein großes Haus- und Wanderboot, mit dem mehrtägige Touren auf Weser und Mittellandkanal möglich sind. Im Teamwork an die eigenen Grenzen gehen und dazu noch das ökologische Bewusstsein schärfen, dies waren Ziele des Projekts. Der positive Effekt ist nicht ausgeblieben. "Stolz wie Oskar" seien die Jugendlichen, wenn bei Bootstouren anerkennende Reaktionen anderer Wassersportler oder Ausflügler kämen.
Lamping ärgert es, dass der Stellenwert der Jugendberufshilfe in der Politik in den letzten Jahren abgenommen hat. Die politisch gewollte Verlagerung von Qualifizierung in die Wirtschaft könne nur teilweise gelingen. "Gerade kleine Betriebe haben gar nicht die Zeit, sich um die persönlichen Probleme von benachteiligten jungen Mitarbeitern zu kümmern." Bei vielen jungen Menschen müssten elementare Haltungen wie solidarisches oder auch ökologisches Handeln besonders gefördert werden.
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