Digitalisierung sozial gestalten
Personalität
Der Mensch muss bei Digitalisierungsüberlegungen immer eine zentrale Rolle spielen. Wir müssen da sein, wo uns Menschen brauchen - neben analogen Hilfestrukturen vor Ort wird dies zunehmend im digitalen Raum sein. Um gute digitale Angebote zu schaffen, sollten wir diese an den Bedarfen der Not leidenden und Rat suchenden Menschen ausrichten sowie Zielgruppen bei der Entwicklung beteiligen.
Personalität ist dann gefährdet, wenn wir allein Effizienzsteigerung in den Blick nehmen. KI-gestützte Systeme versprechen zwar die Vereinfachung von komplexen Entscheidungen, aufgrund der Sensibilität unserer Handlungsfelder ist eine menschliche Prüfung aber unerlässlich. Es gilt, die Mensch-zu-Mensch-Begegnung und -Auseinandersetzung auf Augenhöhe zu wahren.
Gemeinwohl
Bei unseren Digitalisierungsanstrengungen geht es auch darum, wie wir wesentliche Leistungen in der Gesellschaft noch in Zukunft erbringen und damit das Gemeinwohl stützen können. Viele zivilgesellschaftliche Akteure haben sich diesbezüglich auf den Weg gemacht und bemühen sich um eine soziale digitalisierte Welt. Vernetzung und Zusammenarbeit lauten die Gebote der Stunde.
Angesichts von knappen finanziellen Mitteln ist jedoch der Verlauf der digitalen Transformation in der Wohlfahrt in Gefahr. Es ist wichtig, dass die Politik die langfristige Förderung von Digitalisierungsvorhaben für das Gemeinwohl in den Blick nimmt.
Subsidiarität
Wir brauchen digitale Kompetenzen in der Bevölkerung, damit der digitale Wandel von allen Menschen mitgetragen werden kann. Viele Dienste und Einrichtungen der Caritas sowie youngcaritas-Gruppen bieten bereits niedrigschwellige Unterstützungsangebote vor Ort an. Es gilt, Angebote zur digitalen Teilhabe aufrechtzuerhalten und wo möglich auszubauen.
Der aktuelle Boom von generativen KI-Anwendungen fordert jedoch bereits erworbene Kompetenzen heraus. Zum Beispiel ist das Erkennen von künstlich erzeugten Bildern oder Videos kaum mehr möglich. Der Einsatz von KI muss transparent und für alle Nutzerinnen und Nutzer erkennbar sein, damit sie Quellen bewerten und selbstbestimmte Entscheidungen über den Einsatz von KI treffen können.
Solidarität
Mit voranschreitender Digitalisierung wird Solidarität immer wieder auf die Probe gestellt. Als Caritas müssen wir aktiv werden, wenn gesellschaftliche Beteiligungsräume und einzelne Bevölkerungsgruppen angegriffen werden. Hass und Hetze haben in unserer Gesellschaft sowie den sozialen Medien keinen Platz! KI-Tools sollten auf Antidiskriminierung programmiert sein, damit sich keine Stereotype verbreiten, verstärken und verfestigen.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit kann an vielen Stellen durch Digitalisierung gestützt werden. Dabei sprechen wir schon lange nicht mehr nur von der Vermeidung von unnötigen Papierbergen, sondern auch von innovativen Gebäude- oder Mobilitätskonzepten. Zukünftig gilt es, die Felder Nachhaltigkeit und Digitalisierung noch stärker zu verzahnen.
Die Notwendigkeit dieser Überlegungen wird deutlich, wenn wir zum Beispiel den Ressourcenverbrauch in den Blick nehmen, der hinter den für KI-Anwendungen erforderlichen großen Rechenzentren steht. Wir brauchen einen verantwortungsvollen Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden digitalen Lösungen, um diese morgen noch zur Bearbeitung unserer Aufgaben nutzen zu können.