Eigentlich nur noch Europäer
Marijan Renic (53) hat Diplom-Pädagogik studiert und arbeitet seit 1996 bei der Caritas. Seit 2007 leitet er die Integrationsagentur bei der Caritas Borken.Foto: Harald Westbeld
Renic ist der Netzwerker in Sachen Migration im Verband, hat das "Interkulturelle Netzwerk Westmünsterland" mitgegründet, in dem sich im Kreis Borken Wohlfahrtsverbände und Kommunen zusammengeschlossen haben. Den Überblick behalten und die passenden Akteure zusammenbringen, um Probleme zu lösen, ist auch die Aufgabe der Integrationsagentur.
Der Weg dorthin war eigentlich vorgezeichnet. Mit vier Jahren zog Renic mit seiner Familie aus Nordkroatien nach Lengerich, wo die Großeltern seit 1938 ein Lederwarengeschäft hatten. Katholiken hatten es im kommunistischen Jugoslawien schwer, durften aber anders als die Menschen in den osteuropäischen Nachbarländern immer ausreisen. Viele nutzten die Gelegenheit, um sich als Gastarbeiter in Deutschland niederzulassen.
Der Großvater war der "Ankerpunkt" in der kroatischen Gemeinde. Zu ihm kamen sie mit ihren Anliegen und zu Marijan Renic, als er noch Schüler war. "Da wurde das Interesse geweckt", sagt er. Professionell setzte er seine Beratungstätigkeit nach dem Studium der Diplom-Pädagogik ab Mitte der 90er-Jahre bei der Caritas in Borken fort, damals noch angestellt beim Diözesan-Caritasverband Münster. "Anfangs wurde alles, was ausländisch aussah, zu uns geschickt."
Mit der wachsenden Erkenntnis, wie Integration besser gelingen kann, ist das längst Vergangenheit. Heute wird "anlassbezogen" gearbeitet, Migrationsberatung also nur, wenn der Migrationshintergrund ursächlich für das Problem ist. Bei Schulden wird nicht unterschieden zwischen in- und ausländisch, da ist die Schuldnerberatung zuständig.
Von der Einzelberatung hat sich Marijan Renic allerdings schon 2007 verabschiedet, als der damalige Integrationsminister Armin Laschet die "Integrationsagenturen" ins Leben rief. Die Einzelberatung findet er nach wie vor wichtig, aber "wenn ein Problem zehnmal auftaucht, ist es ein strukturelles Problem". Dann ist er gefragt, nach Lösungen zu suchen. Beispielsweise erhielten Schüler mit Migrationshintergrund nach wie vor im Vergleich häufiger eine Hauptschulempfehlung und hätten es schwerer auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Da sind dicke Bretter zu bohren.
Die Begeisterung für seine Aufgabe steckt offensichtlich an. Renics älteste von vier Töchtern hat schon ein Praktikum bei ihm gemacht und überlegt, nach dem Abitur in den sozialen Bereich einzusteigen.