Vorstellungspitch
Ich bin kein Fan von klassischen Vorstellungsrunden in Gruppen, bei denen jede anwesende Person reihum ihren Namen, ihre berufliche Funktion und den Funktionsort nennt. Es sind viele Informationen im Umlauf, wenig davon bleibt hängen, und es verstreicht viel Zeit. Vor allem aber erfährt man gar nicht so viel über die Personen, die da im Raum sitzen.
Gewiss sind Namensrunden bei manchen Anlässen durchaus angebracht und sinnvoll. Doch ich habe mir schon öfters ausgemalt, wie es wäre, wenn Michaela M. die Runde anfängt, aber nicht mitteilt, dass sie Leiterin des Verbands XY ist, oder Andreas S. nicht sagt, dass er Pflegefachkraft in der Einrichtung YZ ist, sondern dass alle den sogenannten "Vorstellungspitch" verwenden.
Was ist der "Vorstellungspitch"? Im Grunde ist es ein Satz, der Auskunft über die mit jedem Job verbundene "höhere" Aufgabe gibt - oder wenn man so will: den "tieferen" Sinn der eigenen Tätigkeit. Und der ist ganz persönlich und individuell.
Mit dem Vorstellungspitch sagt etwa der Kollege vom Empfang der Beratungsstelle nicht "Ich bin Servicekraft", sondern "Ich bringe Menschen zusammen". Oder etwa die Kita-Mitarbeiterin teilt nicht mehr einfach nur mit "Ich bin Erzieherin in Kita St. …", sondern zum Beispiel "Ich baue mit am Fundament einer Gesellschaft mutiger Menschen".
Die Krankenpflegerin stellt sich nicht als "Pflegefachkraft in der Stati-on XY" vor, sondern könnte die Worte verwenden: "Ich verleihe tagtäglich der Würde verletzlicher Menschen Ausdruck."
Klar, es löste Irritation aus, wenn man sich im Alltag tatsächlich so vorstellen würde. Und in Gremienrunden wäre es maximal seltsam, Menschen darum zu bitten.
Doch als Gedankenexperiment kann es persönlich durchaus erhellend sein, sich mit dem Vorstellungspitch auseinanderzusetzen. Denn er gibt nicht nur anderen Auskunft über mich, sondern er verschafft mir selbst mehr Klarheit über mein eigenes persönliches Leitbild.
Darum herzliche Einladung zum Nachdenken: Was wäre dein Vorstellungspitch?