Mit Geduld, Geld und Glück
Gemeinsam mit seiner Kollegin Monika Van Vlodrop, Koordinatorin in der Geschäftsstelle des Verbandes, hatte Wittrahm im Jahr 2012 die Idee zum Projekt "PAKT". Das Kürzel steht für Präventives Alltags-Kompetenz-Training, ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für Seniorinnen und Senioren. 2017, fünf Jahre später, konnte es dann endlich losgehen.
Die Idee zu dem Projekt speiste sich aus zwei Quellen. Zum einen war da die wissenschaftliche Erkenntnis, dass ein wichtiger Baustein fehlt, wenn es darum geht, dass alte Menschen länger in ihrer eigenen Häuslichkeit bleiben können. Zum anderen waren Wittrahm und Van Vlodrop davon überzeugt, dass es mit dem HaushaltsOrganisationsTraining (HOT) ein gutes Instrument gebe, das sich für die Zielgruppe der alten Menschen in ihrer Häuslichkeit übersetzen lasse. HOT richtet sich an Familien, denen die angemessene Versorgung ihrer Kinder nicht mehr aus eigener Kraft gelingt.
Die beiden setzten sich daran, die Idee möglichst kompakt und allgemeinverständlich zu beschreiben. Schließlich machten sich die Ideengeber auf die Suche nach einem Sponsor. Denn ohne Geld lässt sich eine solche Idee nicht umsetzen. Und als Einzelkämpfer, so Wittrahm weiter, habe man ohnehin keine Chance: "Sie müssen ein Netzwerk haben, innerhalb dessen sich eine solche Idee umsetzen lässt." Über seine Dozententätigkeit an der Katholischen Hochschule NRW knüpfte Wittrahm Kontakte zum Deutschen Institut für Pflegeforschung (DIP). Zugleich machte sich der Caritasverband für das Bistum Aachen auf die Suche nach einer kommunikationsstarken und in Projekten erfahrenen Projektreferentin. "Die Kommunikationsstärke ist deshalb sehr entscheidend, weil Innovationen sowohl nach innen als auch nach außen kommuniziert werden müssen, wenn sie einen Erfolg haben sollen", sagt Wittrahm.
Aber es gibt auch Hindernisse für soziale Innovationen, haben Andreas Wittrahm und Monika Van Vlodrop feststellen müssen. ",PAKT‘ passt nicht in die bestehenden Strukturen der Sozialgesetzgebung", sagt Wittrahm. Es wende sich an Menschen, die im Alter länger zu Hause leben wollten. Dann komme eine Finanzierung über das Präventionsgesetz (SGB V) infrage, allerdings nur für einen Personenkreis, der keinen Pflegegrad habe. Würde es über die Pflegeversicherung abgerechnet, könne es nur denjenigen zugutekommen, die einen Pflegegrad hätten. "Für uns lagen die Vorteile eines solchen Programms auf der Hand. Für den Sozialstaat liegen sie darin, dass er Kosten spart, weil ,PAKT‘ die Pflegebedürftigkeit hinausschiebt. Hauptsächlich profitieren aber die Betroffenen, weil ihre Lebensqualität gesteigert wird", erläutert Wittrahm, der einräumt, dass zur Umsetzung eines solchen Projekts manchmal auch Glück gehört. Das kam bei "PAKT" in Form der Initiative "Pflege Inklusiv" der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW ins Spiel. Sie förderte Modell- und Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung der Pflege. Über diese Initiative erhielten der Caritasverband für das Bistum Aachen, das DIP sowie der örtliche Partner fauna in Aachen und die regionalen Caritasverbände in Heinsberg und Mönchengladbach Gelder, mit denen sie "PAKT" erproben konnten.
Nun stehen die Projektpartner vor der Situation, dass das entwickelte Programm zwar funktioniert, aber es nicht weitergeführt werden kann. "Es ist niemand für die Refinanzierung eines solchen Programms zuständig, weil es nicht in die bestehenden Strukturen und Logiken passt", sagt Wittrahm.
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