Beratung anfangs per Münztelefon
Barbara Jakobsmeyer war mit 24 Jahren Absolventin der Sozialpädagogik und arbeitet seit 1978 beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. Sie ist seit über 40 Jahren Referentin für Kindertageseinrichtungen.Markus Jonas
Ein klobiges Münztelefon, eine Untertasse mit Zehn- und Fünfzigpfennigmünzen und eine Schlange von Kollegen davor - so begann vor über 40 Jahren die Berufstätigkeit von Barbara Jakobsmeyer beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. Seitdem hat sie als Referentin für Tageseinrichtungen für Kinder gearbeitet. "Wir mussten warten, bis wir endlich jeder ein Telefon hatten", erinnert sie sich und lacht.
In den Kindergärten ging es damals traditionell zu: Geöffnet war von 8 bis 12 sowie von 14 bis 16 Uhr. "Eine Übermittagsbetreuung war die Ausnahme. Die meisten Mütter waren nicht berufstätig." Als auf Landesebene die ersten Regelungen für die Übermittagsbetreuung erlassen wurden, "da wurde im kirchlichen Bereich schon diskutiert, was unser Auftrag, was der Auftrag von Familie ist", erzählt Barbara Jakobsmeyer. Die Diskussion berührte sie auch ganz persönlich. Denn als ihre zwei Kinder in den 80er-Jahren geboren wurden, entschieden sie und ihr Mann sich dafür, jeweils nur noch halbtags zu arbeiten. "Sonst hätten wir keine Möglichkeit gehabt, unsere Kinder zu betreuen." Weil ihre Vorgesetzten anfangs noch der Meinung waren, halbtags könne man keine Fachberatung anbieten, war sie fortan in der Fortbildung von Kindergartenleitungen tätig. "Teilzeit war gar nicht üblich, ganz im Gegensatz zu heute."
Rückblickend fällt ihr auf, dass die Veränderungsgeschwindigkeit zuletzt zugenommen hat. "Vor allem die letzten zehn Jahre hat sich sehr viel bewegt, mehr als die 30 Jahre davor." Dass die Kinder immer jünger würden, die in den Kitas aufgenommen würden, habe massive Veränderungen nötig gemacht. "Die Kitas mussten sich sowohl von den Räumlichkeiten als auch von den pädagogischen Konzepten auf diese Situation einstellen." Viele Kitas hätten sich zu Familienzentren weiterentwickelt und seien nun Anlaufstelle im Sozialraum für Familienprobleme aller Art. Viele Kinder, die etwa schon mit einem Jahr in die Kita kämen, würden darin auch groß. "Manche lernen darin laufen, Dinge, die sonst in der Familie geschahen. Aber ich sehe, dass die Familien dieses Angebot brauchen." Die Erzieherinnen und Erzieher müssten sich den Erfordernissen der Kinder anpassen, ihnen etwa beim gemeinsamen Frühstück eine Essenskultur vermitteln und auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen. "Das ist allerdings total schwer, weil die Gruppen oft zu groß sind." Umso wichtiger seien eine neutrale Begleitung und Fachberatung für die Erzieherinnen und Erzieher - ohne den Druck des Arbeitgebers. "Das kann sehr fruchtbar sein." Dass sie dabei nicht weiter mitwirken kann, findet sie "ein bisschen schade". Aber sie freut sich auf andere Dinge nach der Pensionierung: "auf Reisen und Zeit zu haben".