Alte und Kranke trifft es besonders hart
Gleich in der ersten Nacht in Damaskus wurden wir von Detonationen und Raketenexplosionen geweckt", berichtet Domkapitular Dr. Thomas Witt, der als Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn die Delegation anführte. Sie erlebte aus nächster Nähe die amerikanischen, britischen und französischen Luftschläge zur Vergeltung des Chemiewaffeneinsatzes. "Was für uns sehr beunruhigend war, gehört für die Menschen in Syrien leider zum Alltag", so Witt über die Explosionen. "Die Gefährdung wird verdrängt, und die Menschen verhalten sich ganz normal und gehen ihren Tätigkeiten nach. Man hat sich daran gewöhnt und in sieben Jahren wohl gewöhnen müssen." Im weiteren Verlauf der Reise bot sich den Besuchern aus Paderborn ein sehr unterschiedliches Bild. "An einigen Stellen war auf den ersten Blick nichts oder nur sehr wenig von den Auswirkungen des Krieges zu bemerken." In anderen Regionen - wie zum Beispiel in Homs oder Aleppo - seien die Folgen der jahrelangen Kampfhandlungen unübersehbar: zerbombte Häuser, kaputte Straßen und zerstörte Fabriken. "Da die Wirtschaft fast völlig zusammengebrochen ist, fehlt es an Arbeitsplätzen", sagt Witt. Auch die Infrastruktur sei weitgehend zerstört. So mangele es beispielsweise an der Versorgung mit Trinkwasser und Strom. Ein weiteres Problem sei der enorme Preisanstieg für Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch für Mieten.
"Besonders hart trifft es die Alten und Kranken", erklärt Witt. Und gerade um diese Menschen kümmert sich Schwester Annie Demerjian, die der Kongregation der Schwestern Jesu und Mariens angehört. Auch mit Hilfe von Spenden aus dem Erzbistum Paderborn versorgt die Ordensfrau zusammen mit einem Helferkreis zahlreiche Familien sowie alte und kranke Menschen in der Millionenmetropole Aleppo mit dem Nötigsten: Kleidung, Lebensmittel oder Medikamente. In der Stadt Maalula, nordöstlich von Damaskus, hat sie eine kleine Textilfabrik aufgebaut. Hier sind 36 Frauen damit beschäftigt, Unterwäsche und andere Kleidungsstücke zu nähen und zu verkaufen. Auf diese Weise erhalten die Frauen eine Arbeitsmöglichkeit. Um nicht zum Militärdienst einberufen zu werden, sind viele Männer ins Ausland geflüchtet. Daher müssen häufig Frauen für den Lebensunterhalt sorgen.
"Mit unserer Reise wollten wir den Menschen in Syrien auch unsere Solidarität bekunden und unseren Projektpartnern deutlich machen, dass sie weiterhin mit unserer Unterstützung rechnen können", so Dr. Thomas Witt. Neben Witt gehörten Hezni Barjosef, Flüchtlingskoordinator im Erzbistum Paderborn, sowie Semun Demir, Pfarrer der syrisch-orthodoxen Gemeinde in Delbrück, der kleinen Reisegruppe an.
Spenden für die Hilfsprojekte in Syrien:
Konto: IBAN DE54 4726 0307 0000 0043 00
BIC: GENODEM1BKC, Stichwort: Syrien