Wie findet man 100 neue Mitarbeitende auf einmal?
Caritas in NRW Allgemein gibt es einen Mangel an Altenheimplätzen. Sie bauen jetzt in bester Lage ein Pflegezentrum, das einzige in der Düsseldorfer Altstadt. Sie müssen sich doch vor Anfragen nicht retten können.
Henric Peeters: Es gibt natürlich Anfragen, aber wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Plätze vergeben. Die Eröffnung ist ja erst für Anfang 2025 geplant. Aber natürlich können sich Interessenten schon heute bei uns melden. Wir beantworten gern ihre Fragen.
Caritas in NRW: Dort, wo Sie nun bauen, stand bis vor zwei Jahren das in die Jahre gekommene St.-Anna-Stift. Sie haben die Bewohnerinnen und Bewohner damals in ein anderes Haus verlegen müssen. Kommen einige von ihnen zurück?
Henric Peeters: Davon gehe ich nicht aus. Die meisten sind inzwischen verstorben. Bei der Neubelegung wird es so sein, dass wir den Menschen einen Platz geben, die ihn am dringendsten brauchen. Und wir nehmen die auf, die woanders keinen Platz bekommen. Das ist generell unser Prinzip. Den Mitarbeitenden, die damals ja ebenfalls umziehen mussten, steht es frei, in das neue Anna-Haus zurückzukommen.
Caritas in NRW: Wenn Sie in der ersten Januar-Woche eröffnen: Wie schnell können dann 100 pflegebedürftige Menschen einziehen?
Henric Peeters: Voraussetzung ist zunächst, dass wir genug Mitarbeitende und genug Anfragen haben. Dann könnte man das Haus in kurzer Zeit belegen. Ich stelle mir vor, dass wir in jeder Woche 20 Menschen aufnehmen. Innerhalb von vier bis fünf Wochen wäre das Haus dann voll belegt. Das ist auch im Hinblick auf die Kosten wichtig. Nur wenn ein Haus voll belegt ist, trägt es sich auch finanziell. Neben den 100 regulären Plätzen werden wir auch noch 20 Kurzzeitpflegeplätze anbieten, eine Tagespflege mit 16 Plätzen und vier seniorengerechte Wohnungen.
Caritas in NRW: Voll belegen können Sie nur, wenn Sie ausreichend Mitarbeitende haben. Wo kommen die Menschen her?
Henric Peeters: Uns kommt sehr zugute, dass gerade die Pflege-Personalverordnung geändert wurde: Bislang mussten 50 Prozent der Pflegenden examinierte Fachkräfte sein. Jetzt liegt die Quote nur noch bei einem Drittel. Wir haben in unseren Düsseldorfer Häusern jeweils bis zu 60 Prozent Fachkräfte. Das heißt, wir können Pflegerinnen und Pfleger von dort in das neue Anna-Haus holen - und hätten überall noch eine ausreichende Fachkraftquote.
Caritas in NRW: Aber damit brauchen Sie trotzdem weiterhin insgesamt gut 100 neue Mitarbeitende,
auch um die Lücken, die anderswo entstehen, zu schließen.
Henric Peeters: Ja, bei den Pflegeassistenten wird es tatsächlich schwierig. Da forcieren wir gerade die Ausbildung, die zuletzt von den Pflegeschulen etwas vernachlässigt wurde. Wir übernehmen beispielsweise jeden und jede Auszubildende. Daneben brauchen wir natürlich auch Hauswirtschaftskräfte.
Caritas in NRW: Setzen Sie auf Agenturen, Dienstleister oder Headhunter, die Ihnen die Kräfte beschaffen?
Henric Peeters: Nein, wir bezahlen keine Agentur. Wir setzen aber zum Beispiel auf die Orden, die mit der ganzen Welt vernetzt sind. Sie können also gute Leute vermitteln. Wir haben heute über 40 Ordensschwestern in den Altenheimen von insgesamt 600 Mitarbeitenden.
Caritas in NRW: Auch die Orden suchen Nachwuchs …
Henric Peeters: Ja, wir setzen auf einen Mix aus Maßnahmen. Was uns hilft, ist die gute Reputation der Caritas. Wir haben ein gutes Betriebsklima, kaum Fluktuation, zahlen gut. Wir engagieren uns in ganz vielen Feldern für Menschen, etwa für Geflüchtete aus der Ukraine. Das nehmen die Menschen wahr, auch deshalb wollen sie bei uns arbeiten. Und natürlich hilft das Netzwerk, also die Tatsache, dass wir viele Häuser haben und Mitarbeitende innerhalb des Verbandes wechseln können.
Caritas in NRW: Angenommen, ich möchte eine Ausbildung bei Ihnen machen, wohne aber nicht in der Nähe. Dann hätte ich zwar einen Job, aber noch lange keine Wohnung in Düsseldorf …
Henric Peeters: Das Thema Wohnraum ist in der Tat das entscheidende. Wir habe aus der Not der Kirche eine Tugend gemacht - und drei alte Pfarrhäuser angemietet, weil es da keine Pfarrer mehr gibt. Üblicherweise sind die Häuser groß und gut aufgeteilt. Dort gibt es also jetzt Wohngemeinschaften von Pflege-Azubis. Allein im Pfarrhaus in Düsseldorf-Lohausen wohnen sieben junge Menschen aus sieben Nationen.
Caritas in NRW: Welche Erfahrung haben Sie mit angeworbenen Mitarbeitenden aus dem Ausland gemacht?
Henric Peeters: Was den Umgang mit und das Verständnis für ältere Menschen angeht, können wir viel lernen von Mitarbeitenden zum Beispiel aus der Türkei oder Nordafrika. Der Respekt vor dem Alter, der uns manchmal abgeht, ist da selbstverständlich. Junge Männer muslimischen Glaubens, das habe ich beobachtet, pflegen mit einer sehr hohen Sensibilität. Und die Akzeptanz bei den Bewohnerinnen und Bewohnern für Fachkräfte aus dem Ausland, ist hoch. Das macht mich insgesamt sehr optimistisch.
Die Fragen stellte Markus Harmann.