Ein weiter Weg
Eine Vielzahl von Pflegeeinrichtungen in allen Pflegebereichen - von der Akutpflege bis zur Langzeitpflege - hat sich auf den beschwerlichen Weg der Integration internationaler Pflegefachkräfte gemacht. Dabei besteht bei vielen Geschäftsführungen und Entscheidungsträgern von Pflegeeinrichtungen nur ein geringes Wissen über die unterschiedlichen Herausforderungen des langwierigen Prozesses der Integration von Pflegefachkräften aus dem Ausland. Ein Großteil der Einrichtungen musste zum Teil frustrierende Erfahrungen auf unterschiedlichen Prozessebenen machen.
Beginnend mit der sorgfältigen Auswahl von Recruitingagenturen und einer definierten Länderstrategie, stellt eine Einrichtung erste Weichen in dem Verlauf der Integration. Nach der Auswahl der geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten und der Einreise nach Deutschland folgt der Integrations- und Qualifizierungsprozess beim neuen Arbeitgeber. Bereits dann stellt sich schnell heraus, ob sich die Pflegeeinrichtung personell gut aufgestellt hat, um den Prozess der fachlichen, betrieblichen und sozialen Integration erfolgreich zu gestalten.
Ein erster Zwischenerfolg ist die bestandene Anerkennungsprüfung, die die Gleichwertigkeit mit der deutschen grundständigen Pflegeausbildung dokumentiert. Mit dem Nachweis der Gleichwertigkeit ist die formale Voraussetzung erfüllt, um die internationalen Pflegefachkräfte auf den Pflegestationen auch als vollwertige Pflegefachkraft in dem Dienstplan berücksichtigen zu können.
Dann beginnt die Phase der nachhaltigen Mitarbeitendenbindung, bezogen auf diese besondere Mitarbeitendengruppe. Die Anforderungen an einen Arbeitgeber, der die Verantwortung für seine internationalen Mitarbeitenden ernst nimmt: Er muss weiter an der betrieblichen und sozialen Integration dieser Menschen arbeiten. Es reicht nicht, mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag und einem umfangreichen Fortbildungsprogramm zu werben.
Die Themen Wohnraum, Familiennachzug, intensive Sprachförderung für die Neuankömmlinge sollten mit externen Kooperationspartnern (z. B. Kommunen, Sprachschulen, Migrantenorganisationen) behandelt werden. Wenn eine Einrichtung diese Themen nicht berücksichtigt, läuft man Gefahr, die mit viel finanziellem und personellem Aufwand qualifizierten Kolleginnen und Kollegen zu frustrieren und in letzter Konsequenz zu verlieren. Investitionen in Integrationsarbeit sind Voraussetzung für Personalkontinuität.
Welche Voraussetzungen für eine gelungene Integration sollten erfüllt sein? Wie muss sich eine Pflegeeinrichtung aufstellen - personell und organisatorisch -, um nachhaltige Integrationsarbeit zu leisten? Was heißt nachhaltige Integrationsarbeit in diesem Kontext?
Neben der fachlichen Qualifizierung zum Erwerb der Gleichwertigkeit des im Ausland erworbenen Berufsabschlusses in Form von Anerkennungskursen bedarf es weiterer Bausteine im Prozess der betrieblichen Integration (s. a. Grafik).
Mit einem B2-Sprachniveau bei ihrer Ankunft aus dem Ausland bringen Pflegefachkräfte zwar grundlegende Sprachkenntnisse mit, jedoch wird in der Praxis rasch deutlich, dass sich einige sprachliche Kompetenzen teilweise stark verringert haben. Daher ist es erforderlich, diese Fähigkeiten zu vertiefen und auszubauen, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten - insbesondere im Kontext der Pflegebranche, wo fachspezifische Sprachkenntnisse von großer Bedeutung sind.
Als eine bedeutsame Voraussetzung für nachhaltige Integration sind die Sensibilisierung und Vorbereitung der Stammbelegschaft auf die neuen Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland von enormer Wichtigkeit. Die Teams müssen einbezogen werden in den Prozess der Anerkennung durch Praxisanleitungen, Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen und die Implementierung von Integrationsmentorinnen und -mentoren, die als Ansprechpersonen für beide Seiten fungieren. Es ist auch ein Stück Organisationsentwicklung, wenn sich Einrichtungen auf den Weg der Integration von internationalen Pflegefachkräften begeben.
Um die genannten Anforderungen zu erfüllen, sind adäquate Bildungsangebote unerlässlich. Diese sollten die Vermittlung von Fachsprachkompetenzen, Sozialkompetenzen, Methodenkompetenzen, Personalkompetenz sowie interkulturelle Schulungen und berufliche Anerkennung umfassen. Hierfür benötigen Pflegeeinrichtungen kompetente Bildungspartner sowie ein gut etabliertes Netzwerk, das den Informations- und Erfahrungsaustausch unterstützt und stabilisiert.
Der viel zitierte Satz von Max Frisch aus dem Jahr 1965 behält seine Relevanz: "Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen."
Wenn Einrichtungen die genannten Elemente in der Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitenden beachten, ergibt sich die Aussicht auf eine ethisch vertretbare Integration und lang anhaltende Mitarbeitendenbindung, was letztlich den Patientinnen und Patienten zugutekommt.
Kontakt
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E-Mail: wittek@caritas-akademie-koeln.de
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