Veränderung wagen
Uns war es wichtig, den Druck aus dem Alltag zu bekommen", erklärt Anna Freiter, Pflegedienstleitung im Laurentius-Haus. In der Altenhilfeeinrichtung in Uedem wohnen 64 Seniorinnen und Senioren. Statt auf Stationen mit langen Gängen leben die Bewohner in Hausgemeinschaften, in kleinen Gruppen mit persönlichen Beziehungen.
Für Mitarbeitende fallen durch die dezentrale Struktur viele Aufgaben an. "Der Tag beginnt mit Pflege, zwischendurch wird Wäsche angestellt, dann Mittagessen gekocht - und der Spätschicht möchte man auch keine dreckige Küche hinterlassen", schildert Anna Freiter den Alltag. Von den Mitarbeitenden sei der Wunsch gekommen, weniger unter Zeitdruck zu stehen. Im Projekt OPAL (sehen Sie hierzu diesen Beitrag) wuchs die Idee, sich mit einem neuen Arbeitszeitmodell auseinanderzusetzen. Das war der Startschuss für die 12-Stunden-Schicht.
"Wir hatten am Anfang Respekt davor, zwölf Stunden zu arbeiten", sagt Pflegefachkraft Nancy Neumann, "aber gut ist, dass man den Tag selbst strukturieren kann. So bleibt auch mal Zeit, jemanden zu baden." Und noch ein Vorteil sei deutlich geworden: das verlässliche Frei. Wenn ein Wochenende mit 12-Stunden-Schichten besetzt ist, brauche es weniger Personen. "Zwei Wochenenden im Monat zu arbeiten und davon eins nur in Bereitschaft, ist schon toll", sagt Linda Waßermann, ebenfalls Pflegefachkraft. Die flexible zweistündige Pause sei außerdem für Mütter praktisch, um Betreuungszeiten zu überbrücken.
Deutlich sei aber auch geworden, dass nicht für jeden die 12-Stunden-Schicht passe, sagt Anna Freiter. Die Veränderungen hätten das Team herausgefordert, aber der gemeinsame Einsatz für die Verbesserung habe sich durchgesetzt. "Jetzt ist unser Dienstplan bunt gemischt mit den Schichten nach individuellem Wunsch, und die Mitarbeitenden haben die Planung übernommen", sagt die Pflegedienstleiterin. Sie ist stolz auf den Einsatz des Teams und darauf, wie Mitarbeitende sich in die Dienstplanung reingefuchst haben: "Es ist die Mühe wert."
Auch die Aufgaben wurden an das neue Personalbemessungsgesetz angepasst. "Wir haben eine Liste mit allen Bewohnenden erstellt und sie nach Pflegebedarf aufgeteilt - dann haben wir geschaut, wer was mit welcher Qualifikation am besten übernehmen kann", erklärt Anna Freiter. "Jetzt schauen wir, wie diese Aufteilung gut klappt, ohne unsere gute Struktur der Hausgemeinschaften ins Wanken zu bringen - wir sind mitten im Prozess." Auf die Frage, was sie anderen Teams empfehlen würde, die vor Veränderungen ständen, empfiehlt Linda Waßermann: "Es ist wichtig, von Anfang an alles zusammen zu besprechen, regelmäßig zu schauen, wie es läuft und was sich verbessern lässt."