Was sich die Generation Z von Arbeitgebern wünscht
Der Nachwuchs in der Pflege nutzte die Chance, Klartext zu sprechen. Was sonst hilft in einem überlasteten System, in dem es allen Beteiligten an Zeit fehlt? Wo allenfalls tagesaktuelle Informationen ausgetauscht werden, aber für wichtige Themen keine Luft ist und niemand dafür einen Kopf hat? Jetzt hatten die Auszubildenden zwei Stunden Zeit, in denen ihnen zugehört werden musste. Diesen Raum für einen direkten Dialog mit künftigen Dienstgebern hatte die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft (DiAG) Alter und Pflege im Bistum Aachen eröffnet. Sie setzte die Konfrontation der Leitungskräfte mit der Wirklichkeit aus Sicht des Nachwuchses auf die Tagesordnung ihrer Klausurtagung im Sommer 2023.
Und sie mussten sich einiges anhören. Die Auszubildenden wissen, dass sie umworben sind, und ziehen aus dieser Tatsache Selbstbewusstsein. Zugleich fordern sie nichts Unverschämtes, wie es häufig im zitierten Klagegesang über die Generation Z mitklingt, und sie sind auch nicht verwöhnt und verweichlicht. Nein, ihre Erwartungen sind bodenständig und nachvollziehbar.
Der Nachwuchs erwartet zum Beispiel von seinen künftigen Dienststellen, dass dort die Vorgaben des Pflegeberufegesetzes und der dazugehörigen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung eingehalten werden. Sie wünschen sich, dass dort die Berufsgruppen wertschätzend miteinander umgehen. Sie fordern die Familienfreundlichkeit ein, die sich viele Einrichtungen auf die Fahne schreiben. Was ist daran falsch?
Wenn man ihnen zuhört, verkehrt sich manches aus den Klischees über die Generation Z ins Gegenteil. In Wirklichkeit sind sie es, die für den Beruf brennen, während sie an ihren Praxisstellen Beschäftigte in der Pflege erleben, denen alle Begeisterung abhandengekommen zu sein scheint. Die sie sogar fragen: Hast du dir das wirklich gut überlegt, in diesem Beruf anzufangen?
Angesichts so schlechter Rahmenbedingungen braucht es schon eine hohe Eigenmotivation, an Bord zu bleiben. Diese Feststellung gilt umso mehr, als vielerorts die Ausbildung selbst stiefmütterlich behandelt wird. Eine Anleitung, die diesen Namen verdient, bräuchte Zeit und Aufmerksamkeit. Stattdessen erleben die Azubis, dass sie ganz unten stehen im Alltag ihrer Einrichtung.
Jede Menge Hausaufgaben für Einrichtungs-, Abteilungs- und Teamleitungen, um ihre Häuser und Dienste fit für die Zukunft zu machen. Nicht alles von dem, was die Auszubildenden einfordern, lässt sich auf Refinanzierungsprobleme oder Ähnliches schieben. Leitungskräfte tun gut daran, den jungen Menschen, die in der Pflege arbeiten wollen, richtig zuzuhören.
Denn: Wer Schichten besser regelt, die Zeit besser im Blick behält, eine gute Kultur des Umgangs fördert, Mitarbeitende stärkt, wird die Nase vorne haben im Rennen um Nachwuchs. Damit wird man substanziell mehr erreichen als mit Werbekampagnen, die mehr versprechen, als gehalten wird. Fachkräftemangel wird vor allem die treffen, die sich in diesen Fragen nicht bewegen.
Menka Berres-Förster hatte ihre Freude an der Offenheit der Azubis. Die Leiterin des Pflegebildungszentrums am St. Marien-Hospital in Düren engagiert sich in der DiAG. Das positive Feedback aller Beteiligten auf dieses Format ermutigt sie, im nächsten Jahr eine Neuauflage zu gestalten.
Zugänge erschließen
Bei Jobcenter und Arbeitsagentur gibt es Programme, die auch wirtschaftlich schlechter gestellten Menschen den Zugang zur Pflegeausbildung ebnen. Das wissen nur viele nicht, und sie erfahren es auch nicht von den Einrichtungen. Diese Kritik legten die Azubis den Leitungskräften auf den Tisch.
Die Folge dieser mangelhaften Informationslage: Viele fangen mit Helferjobs an oder lassen gleich die Finger vom Pflegeberuf, weil sie sich die Ausbildung im wörtlichen Sinne nicht leisten können. Die Fördergelder von Jobcenter und Arbeitsagentur würden dieses Problem lösen helfen.