Wenn Flüchtlinge Präsidenten stellen!
Vor den Augen der griechischen Küstenwache geht ein überladenes Fischerboot mit 700 Menschen unter. Kaum 100 wurden gerettet. Gerettete berichten, dass die Küstenwache offenbar einen Pushback versucht haben soll. Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit!
Ich hatte diese Schlagzeilen noch im Kopf, als ich bei einer Reise durch Irland in dem Küstenstädtchen New Ross im Süden Irlands vor der "Gedenk-Flamme für alle Emigranten dieser Welt" stand. In der großen Hungersnot von 1845 bis 1849 starb ca. eine Million Iren, und in der Folge wanderten zwei Millionen in die Neue Welt aus. Die oft abgetakelten Schiffe nannte man schwimmende Särge (Coffin Ships), denn viele kamen nie ans Ziel. Die Iren, welche die Überfahrt überlebten, waren in Amerika nicht willkommen. Sie galten als Säufer, fundamentalistische Katholiken, ungebildete Landarbeiter, aufbrausend und ungehobelt im Verhalten. Eine Gefahr für die Neue Welt! Unter ihnen waren die Vorfahren des heutigen Präsidenten Joe Biden und der ehemaligen Präsidenten Ronald Reagan oder John F. Kennedy. Der Urgroßvater von Kennedy ging in New Ross an Bord und erreichte Amerika. Generationen später stellten diese irischen Flüchtlinge die Präsidenten der USA. Für die Amerikaner war das 1845 noch unvorstellbar!
Nicht die flüchtenden Menschen sind das Problem, sondern die Not und Unterdrückung in ihren Herkunftsländern. Das "Emigrant Flame Memorial" mahnt uns, die Not und Ungerechtigkeiten in der Welt zu beenden. Rechnen wir damit, dass die Flüchtlinge, denen wir, wie die Amerikaner den Iren damals, allzu schnell mit Vorurteilen begegnen, später die Werte und Überzeugungen von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit vertreten werden. Stoppen wir das erbärmliche "Deutschland den Deutschen" einer Angst machenden, populistischen AfD. Erinnern wir unsere Politiker daran, dass die Würde des Menschen keine nationalen Grenzen kennt. Das Asylrecht ist Lebensrecht und nicht in Kontingenten zu begrenzen. Die Bibel ist voll von Fluchtgeschichten. Gott stand dabei immer auf der Seite der Flüchtenden und Verfolgten! Er gab ihnen Schutz und Zukunft!