Perspektivwechsel ohne Schock
Statt Seminaren in Sozialrecht und Psychologie stehen für die Studentin der Sozialen Arbeit jetzt "Hausbesuche" und "Anträge stellen" auf dem Stundenplan.
"Meine Kollegen helfen zum Beispiel bei Schriftwechseln oder organisieren den Umzug in ein betreutes Wohnen", beschreibt Celina Herr einige Aufgaben der Vereinsbetreuer bei der Caritas . Wenn Menschen aufgrund einer psychischen Krankheit, geistiger, seelischer oder körperlicher Behinderung in einem oder mehreren Bereichen ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können, kann das Betreuungsgericht auf Antrag einen rechtlichen Betreuer bestellen. Dieser übernimmt nur die rechtliche Vertretung für bestimmte Bereiche. "Das Ziel ist immer, die Eigenständigkeit des Betreuten zu erhalten", sagt Herr.
Dass der angehenden Sozialarbeiterin ihr vorübergehender Arbeitsplatz sehr gut gefällt, wird schnell deutlich: "Dieser Mix aus Klientenkontakt und Büroarbeit macht mir besonders viel Spaß." Celina Herr stellt Anträge und setzt Schreiben an verschiedene Institutionen auf, begleitet aber auch ihre sechs Kollegen zu regelmäßigen Hausbesuchen bei Betreuten. Erstgespräche für neu aufgenommene Betreuungen findet sie besonders spannend: "Von Anfang an in die Betreuung mit eingebunden zu sein, ist schön."
Der übliche Praxisschock ist bei der Studentin ausgeblieben, denn Erfahrungen in der sozialen Arbeit hatte sie schon reichlich gesammelt. In einem Freiwilligen Sozialen Jahr arbeitete sie in den Außenwohngruppen für Menschen mit geistiger Behinderung des Caritasverbandes Emsdetten-Greven. "Für mein anschließendes Fachabitur habe ich ein Jahrespraktikum im Haus vom Guten Hirten gemacht, einer Einrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung und geistiger Behinderung", berichtet Celina Herr. "Im Praxissemester wollte ich noch mal eine neue Perspektive bekommen", erzählt die 23-Jährige von ihrer Suche nach einem passenden Platz. Fündig geworden ist sie über die Praktikumsbörse ihrer Hochschule.
"Ehrenamt vor Hauptamt" ist ein wichtiger Grundsatz in der rechtlichen Betreuung, den die Kollegen Celina Herr früh mitgegeben haben. Denn eine zentrale Aufgabe des Vereins sind die Beratung und Fortbildung sowie Gewinnung von ehrenamtlichen Betreuern. "Mich haben sie auf jeden Fall schon begeistert", sagt die Praxissemestlerin. Bald möchte sie als Ehrenamtliche Menschen im alltäglichen Leben da unterstützen, wo es notwendig ist: "Das ist ein super Ehrenamt!"