Starkes Team
Ganz gezielt setzt die Caritas im Bistum Aachen in einer neuen Kampagne eigene Mitarbeiter aus der Pflege ein, um zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen. In Video-Botschaften, auf einer eigenen Website, mit Flyern und Aufklebern versucht die Caritas, die Attraktivität des Berufes und des Arbeitgebers Caritas herauszustreichen. "Wir arbeiten nicht mit Foto-Models, sondern mit unseren eigenen Mitarbeitern, weil wir glauben, dass sie die Botschaft viel authentischer rüberbringen", sagt Dirk Hucko, Geschäftsführer des Caritasverbandes der Region Düren-Jülich, einem der Initiatoren. "Wenn da jemand steht, der seit einigen Jahren in der ambulanten Pflege arbeitet, und der erzählt, warum ihm das Spaß macht und was er davon hat, ist das viel glaubwürdiger, als wenn ein Model von einem Teleprompter einen Text abliest", ist Hucko überzeugt. Ganz bewusst haben die Verantwortlichen den Mitarbeitern keine Texte vorgeschrieben. Diese konnten eigene Formulierungen verwenden.
Das hat funktioniert: "Die Leute, die bei uns arbeiten, machen das aus Überzeugung", sagt Hucko. "Sie tun es gerne, und sie wollen das auch potenziellen Bewerbern mitteilen." Eine große Eigenmotivation entstehe dadurch, dass auch die Mitarbeiter merkten, wie schwierig die Situation sei, wenn man nicht genügend Kollegen finde.
Nur noch eine Handvoll Bewerber
Der regionale Caritasverband Düren-Jülich ist selbst Träger von sechs ambulanten Pflegediensten, vier stationären Altenheimen und sieben Tagespflegeeinrichtungen. Rund 850 Mitarbeiter arbeiten dort, davon ein großer Teil Fachpflegekräfte. "Wir spüren den Fachkräftemangel", sagt Hucko. "Während man vor einigen Jahren auf eine ausgeschriebene Stelle 20 Bewerber bekam, von denen auch die meisten qualifiziert waren, kann man jetzt froh sein über eine Handvoll Interessierte", sagt Hucko. Natürlich trägt das schwache Image der Pflege generell zu dem Problem bei - und natürlich gibt es auch Vorbehalte gegenüber der Caritas als katholischem Träger mit seinem kirchlichen Arbeitsrecht. Dass die Situation zukünftig noch schwieriger werden könnte, ist angesichts des demografischen Wandels eine simple Dreisatz-Rechnung. Für mehr pflegebedürftige alte Menschen stehen bundesweit insgesamt weniger Arbeitskräfte zur Verfügung.
Caritas zahlt gute Löhne
Das Arbeitsfeld Pflege steht dabei in Konkurrenz zu anderen Berufen. Die sogenannten MINT-Branchen, also Branchen mit Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik, lassen nichts unversucht, junge Menschen schon möglichst früh an sich zu binden. "Wir müssen als großer Akteur und Dienstgeber im Sozialen deutlich machen, dass unsere Gesellschaft auch diejenigen braucht, die in den sozialen Berufen tätig sind, und ihnen gute Bedingungen schaffen", sagt Prof. Andreas Wittrahm, beim Diözesan-Caritasverband Aachen für den Bereich Pflege verantwortlich. Denn auch das will die Kampagne "Sie und wir - ein starkes Team": den eigenen Mitarbeitern deutlich machen, dass die Caritas im Vergleich zu manchen Wettbewerbern gute Löhne zahlt - und das auch regelmäßig und pünktlich. "Das ist nicht bei allen Anbietern in diesem Bereich so", sagt Wittrahm. Die Caritas biete darüber hinaus gute und faire Arbeitsplätze, was beispielsweise auch Personalentwicklungsmöglichkeiten einschließe. "Wir sind als Arbeitgeber ein sehr zuverlässiger Vertragspartner", betont Wittrahm. Dazu werben die Verbände mit ausführlicher Einarbeitung, gutem Qualitätsmanagement und umfangreicher Gesundheitsförderung.
Mit diesen Argumenten und Botschaften zielt die Kampagne konkret auf berufliche Wiedereinsteiger. Denen verspricht man zusätzlich zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung, so die Freistellung bei besonderen familiären Anlässen oder Erkrankung der Kinder, Gespräche und Hilfestellung, die Zahlung zusätzlicher Gehaltskomponenten sowie attraktive Arbeitszeitmodelle. Frauen, die nach einer Familienphase wieder zum Arbeitsmarkt zurückkommen, "die möchten wir gewinnen, dass sie zu uns kommen", sagt Wittrahm.
Für die Kampagne haben sich sechs regionale Caritasverbände im Bistum Aachen mit dem Diözesan-Caritasverband zusammengetan. Das ist angesichts der rechtlichen Selbstständigkeit der Caritasträger zunächst einmal gar nicht selbstverständlich. Doch hier wurde gemeinsam konzipiert, geplant, und die Kampagne wird auch gemeinsam aus Eigenmitteln finanziert. "Zusammen ist es günstiger und effektiver", sagt der Dürener Caritas-Geschäftsführer Hucko. "Wenn wir im ganzen Bistum Aachen mit einheitlichen Werbemitteln unterwegs sind, werden wir stärker wahrgenommen, als wenn die Kollegen in Aachen mit einer anderen Kampagne werben als die Kollegen in Krefeld."
Gestartet ist die Kampagne der Caritasverbände im Bistum Aachen mit einer Pressekonferenz am 12. Juni (nach Drucklegung dieser Ausgabe).
Weitere Infos unter www.ambulante-pflege-caritas.de