Mütter am Limit
Auszeit: Lydia Richter mit ihren Kindern Erik, Charlotte und Kurt und Silja Schramm im Time-out-Raum der Kurklinik in Goch (von links).Foto: Carolin Kronenburg | Caritas im Bistum Münster
Deshalb hat sich die 32-Jährige für eine Mutter-Kind-Kur im Marianne van den Bosch Haus in Goch entschieden. Mit dem Ziel, den Akku aufzuladen, um wieder entspannter und liebevoller zu den Kindern sein zu können.
"Ich war ständig krank. Die Kinder waren ständig krank." So beschreibt auch Silja Schramm aus Meerbusch ihre Situation vor Kurantritt. Die 33-jährige Logopädin sagt von sich, dass sie immer alles perfekt machen möchte - zu Hause und im Job. Die beiden vier- und fünfjährigen Söhne stünden natürlich immer im Mittelpunkt. Zeit, um "mal runterzukommen und sich auf sich selbst zu konzentrieren", gebe es nicht. "Oft macht man sich zu viel Stress und merkt nicht, dass es anderen genauso geht", sagt Schramm.
"Wir merken, dass die Mütter noch erschöpfter anreisen und noch gereizter und impulsiver sind", beschreibt Klinikleiterin Katrin Hell die Situation seit Pandemiebeginn. Durch Lockdown, Homeoffice, eingeschränkte Kinderbetreuung und Homeschooling seien viele Frauen noch stärker belastet als ohnehin schon. "Ohne Kurmöglichkeiten würde gerade in Pandemiezeiten die Situation eskalieren", warnt die 42-jährige Sozialpädagogin. Durch ambulante Therapien könne nicht aufgefangen werden, was die Kurkliniken leisteten, zumal es viel zu wenig Therapieplätze gebe. Doch auch die Kurkliniken stünden aufgrund steigender Energie- und Lebensmittelkosten sowie Kosten für zusätzliche Hygienemaßnahmen vor großen finanziellen Herausforderungen. Zudem sei die Auslastung bei den derzeitigen vielfältigen Krisen unkalkulierbar.