Klimaschutz ist Spiritualität
Aus der Luft betrachtet, sehe ich die Narben unserer Erde - riesige Löcher, tief in die Erde gegraben im Braunkohlerevier, oder auch im Hitzesommer das vertrocknete Flussbett des Rheins. Deutlich sehe ich, was aus Fahrlässigkeit oder schlimmstenfalls aus Profitsucht auf Kosten aller Geschöpfe aus unserer Mutter Erde wird.
Für Gott-Verbundene und Gott-Suchende liegen Kraft zur Hoffnung und Motivation zum Handeln nicht zuerst in einer moralischen Verpflichtung, sondern Hoffnung und Handeln machen ganz ursprünglich die Würde des Menschen aus. Anders gesagt: Wo ich anfange, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, da werde ich wahrhaft Mensch. Da verwirkliche ich meine Würde. Dieser göttliche Auftrag ist in mein Erbgut geschrieben: Wir Menschen sollen bewahren und hüten, was geschaffen ist - die würdevolle Schöpfungsgeschichte mit ihrem göttlichen Zutrauen an den Menschen (Gen 1;2). Zum Menschen werde ich, weil Gott in mich seine Hoffnung legt, sich selber gibt, damit ich meine Würde sehe und wahrhaftes Menschsein, Menschlichkeit lebe.
Klimaschutz ist nicht nur ein spirituelles Thema, er ist Spiritualität. Klimaschützer*innen sind Prophet*innen von heute. Sie glauben, dass die Welt eine Zukunft hat. Sie laden mich ein, nachzudenken: Welchen Beitrag kann ich leisten? Und sie geben mir ein unübersehbares Zeichen, dass es nicht "unter meiner Würde" sein kann, mich zu engagieren, da, wo ich es kann, und mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen.
Wie das im Alltag meine Spiritualität werden kann: Ressourcen/Energie sparen, Ernährungsweise ändern, recyceln, protestieren, Stimme geben den Unmündigen und Unerhörten, zu Fuß gehen, freundlich werden … - auch so geht Beten. Ich werde finden, was mir möglich ist. Konkrete Caritas, also mitfühlende tätige Liebe, ist Klimaschutz, der allen nutzt.