Wie hilft die Caritas Ukraine-Flüchtlingen?
Mehr als 98 Prozent von ihnen sind ukrainische Staatsbürger - rund 70 Prozent von ihnen sind Frauen, etwa 40 Prozent Kinder. Viele der Geflüchteten, die nach Nordrhein-Westfalen gekommen sind, haben sich bei Verwandten oder Bekannten einquartiert. Für die anderen ist die Beschaffung von Wohnraum von elementarer Bedeutung. Hier helfen die Caritasverbände, indem sie z. B. in Verbindung mit Kirchengemeinden oder dem Bistum eigene Gebäude zur Verfügung stellen - wie etwa Kloster Schuir in Essen oder eine Trainingswohnung im Schifferkinderheim in Duisburg-Ruhrort, ein reaktiviertes Altenheim in Düsseldorf, eine Caritas-Unterkunft in Wuppertal und an etlichen anderen Orten. In den staatlichen Sammelunterkünften sind die Wohlfahrtsverbände mit für Logistik und Betreuung zuständig oder nehmen vor Ort einen Gesundheitscheck und die Überprüfung des Impfstatus vor.
Alle Geflüchteten, die in Nordrhein-Westfalen angekommen sind und hier Hilfe brauchen, unterstützt die Caritas mit ihren Migrationsdiensten und mit einer Infrastruktur mit Tausenden Engagierten und Ehrenamtlichen. Fast überall bieten die regionalen Caritasverbände und die Fachverbände den Geflüchteten Sprechstunden, Beratung, Willkommens-Cafés oder andere Treffmöglichkeiten an.
Beispiele der Caritas-Arbeit im ganzen Land
- Köln: Die Caritas in Köln hat in Notunterkünften sehr schnell mobile Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche aufgebaut. An zwei Nachmittagen fährt ein Bus mit Freizeit-, Bewegungs- und Kreativmaterial zu einer Notunterkunft mit 400 Geflüchteten. Gerade für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, wenigstens ein bisschen Normalität in ihrem Alltag zu erleben, denn auf die erlebten Belastungen reagieren Kinder und Jugendliche oft mit Entwicklungsverzögerungen oder mit Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität oder Konzentrationsstörungen. Um die Kinder psychisch und physisch zu stabilisieren, ist von immenser Bedeutung, dass sie in einen strukturierten Alltagsablauf kommen, dazu gehören schnelle Vermittlung in Kindergarten, Deutschkurs und Schule und eben auch Angebote zur Freizeitgestaltung.
Darüber hinaus ist eine psychosoziale Begleitung dringend notwendig. - Euskirchen: Unter einer zentralen Rufnummer und E-Mail-Adresse werden Anfragen entgegengenommen und auf die Mitarbeitenden der Migrations- und Geflüchtetenberatung verteilt. Im Frühjahr waren es im Schnitt täglich 20 telefonische Anfragen von Ukrainerinnen und Ukrainern oder Unterstützerinnen und Unterstützern. Wöchentlich wurden rund 30 Face-to-Face-Beratungen durchgeführt.
57 zusätzliche Ehrenamtliche konnten kurzfristig gewonnen werden. Sprachmittlerinnen- und mittler standen in der Begegnungsstätte "Café International" zur Verfügung. Der Caritasverband Euskirchen hat zudem eine Sachausgabestelle für Baby- und Kinderkleidung eingerichtet. Deutschkurse wurden angeboten und ein wöchentlicher Willkommenstreff ("Welcome Point") für Geflüchtete und Unterstützerinnen und Unterstützer eingerichtet. - Wuppertal: Der Caritasverband Wuppertal/Solingen kümmert sich um 62 gehörlose Menschen, die aus der Ukraine nach Wuppertal geflüchtet sind. Mitarbeitende, die die Gebärdensprache beherrschen, stehen zur Verfügung. Außerdem ist der Verband mit anderen Trägern in die pädagogische Betreuung von 75 Kindern und Jugendlichen, die aus einer Einrichtung der Inobhutnahme in Kiew nach Wuppertal evakuiert wurden, eingestiegen.
- Solingen: Im Mehrgenerationenhaus gibt es eine Anlaufstelle für ukrainische Kriegsflüchtlinge. Angeboten werden hier Beratung, Sprachkurse, Freizeitgruppen, Gesprächskreise und mehr.
- Rhein-Berg: Unterstützung bieten das Team der Kita Sonnenblume und das Katholische Familienzentrum Burscheid-Wermelskirchen geflüchteten Familien aus der Ukraine an. Bei Treffen gibt es Austauschmöglichkeiten bei Getränken, Knabbereien und Spielmöglichkeiten für die Kinder. Zwei Russisch sprechende Mütter der Kita helfen bei der Verständigung.
- Bonn: Die Bonner Caritas unterstützt besonders Ukraine-Flüchtlinge, die aus Drittstaaten stammen, wie Studentinnen und Studenten aus Afrika und arabischen Staaten sowie ausländische Arbeitskräfte im Asylverfahren, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Sie haben mit besonderen Härten zu kämpfen, da sie nicht automatisch denselben gesicherten Status erhalten wie ukrainische Staatsangehörige. Der Fachdienst von Haus Mondial unterstützt bei der Existenzsicherung, bei der Aufenthaltssicherung, gibt Formularhilfe und mehr.
- Herten: In Herten hat die Caritas ukrainischen Flüchtlingen einige Wohnungen anbieten können. Durch die Vermittlung eines Laptops an eine dort wohnende Studentin konnte ermöglicht werden, dass sie weiterhin online an den Vorlesungen in Kiew teilnehmen kann. Das Haus der Kulturen bietet regelmäßig Gruppenberatungen an, im Kinderland erhalten Familien kostenfrei Erstausstattungen an Kleidung.
- Kleve: Im Auftrag der Stadt Kleve hat die Caritas die pädagogische Flüchtlingsbetreuung in der Gemeinschaftsunterkunft Franziskushaus übernommen, in der vor allem Mütter mit Kindern untergekommen sind. Jeden Donnerstag kommt das Spielmobil von Anna-Stift und Caritas vorbei. Es werden Berechtigungsscheine ausgegeben für kostenlosen Einkauf im Sozialkaufhaus.
- Ahaus-Vreden: Die Caritas Ahaus-Vreden bietet eine ganze Palette an Angeboten für ukrainische Flüchtlinge an, schwerpunktmäßig zum Thema Sprache. In den Ortsteilen Ottenstein und Alstätte wird montags in Sprachcafés eingeladen, auch in Wessum gibt es ein Sprachangebot.
- Haltern: Die Caritas Ostvest hat unter anderem die Unterbringung von 300 ukrainischen Flüchtlingen in private Haushalte koordiniert. Ebenfalls in Haltern kochen ukrainische Frauen freitags einen Mittagstisch.
- Warendorf: Um einer Zweiklassengesellschaft unter den Flüchtlingen entgegenzuwirken, hat die Caritas in Warendorf ein gemeinsames Kochen ukrainischer und Flüchtlinge anderer Nationen initiiert.
- Mönchengladbach: youngcaritas hat ein neues Projekt ins Leben gerufen: die "Sprachbuddies" für Geflüchtete (nicht nur für Geflüchtete aus der Ukraine). Ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger können sich bei youngcaritas melden und werden dann mit Geflüchteten, die ihre Sprachkenntnisse verbessern möchten, zusammengebracht. Die Sprachbuddies erhalten Tipps, wie sie beim ersten Treffen ein gelungenes Gespräch führen können. Angedacht sind mindestens wöchentliche Treffen zwischen den beiden Sprachbuddies.
- Unna: Die Fotokünstler Yuksel Durgut und Ramasan Sahin, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit des Caritasverbandes engagieren, verbinden ihre Werke mit Hoffnungsbildern von Kindern aus geflüchteten Familien in Unna und Kindern aus vielen anderen Ländern weltweit. Kinder (Flüchtlinge wie Einheimische im Alter von sechs bis zwölf Jahren) vervollständigen eine von den Fotografen zur Verfügung gestellte Bildhälfte aus ihrer persönlichen Sicht mit ihren gestalterischen Mitteln.
- Dortmund: Die Caritas Dortmund hat ein Hilferuf der Caritas Opole (Polen) ereilt. Die Mitarbeiterinnen in Polen haben 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistigen Einschränkungen aus einem Waisenhaus in der Ukraine aufgenommen. Die Bewohnerinnen mussten zusammen mit ihren Betreuerinnen fliehen, nachdem das Waisenhaus zerstört worden war. Da die Aufnahmestelle in Opole immer voller wurde, hat sich die Caritas Dortmund sofort bereit erklärt, eine Gruppe von insgesamt zwölf Frauen im Alter von 15 bis 35 Jahren und drei Betreuerinnen aufzunehmen.
- Brilon: Der Caritasverband Brilon hat ein Wohnangebot für 18 Flüchtlinge aus einem Waisenhaus in Kiew aufgebaut. Das ukrainische Waisenhaus musste evakuiert werden, als ein Krankenhaus in der Nachbarschaft bombardiert wurde. Die Gruppe aus 18 Menschen mit geistigen Behinderungen (junge Frauen zwischen 17 und 35 Jahren) in Begleitung von vier Betreuerinnen und einer weiteren 16-jährigen Tochter einer der Betreuerinnen wird betreut, gepflegt und begleitet.
- Arnsberg: Viele Geflüchtete aus der Ukraine sind hier in Familien oder bereits privat angemieteten Wohnungen untergebracht. Manche von ihnen sind aber schon wieder freiwillig in die Sammelunterkünfte zurückgegangen, weil ihnen vor Ort der Kontakt zu ihren Landsleuten fehlte. Daher organisiert die Kirchengemeinde nun einen wöchentlichen Treff.
Zusammengestellt von der Redaktion.
Caritas-Börse für Engagierte
Für Freiwillige, die sich engagieren und geflüchteten Menschen in Deutschland helfen wollen, hat die Caritas Ennepe-Ruhr die neue digitale Caritas-Börse "Carigo" eingerichtet. Damit können sich deutschlandweit Interessierte mit aktiven Gruppen von Hilfsorganisationen und Kirchen vernetzen, die zum Beispiel als Dolmetscher unterstützen können oder sich in Kleiderkammern, Tafeln und Suppenküchen einsetzen möchten.
www.carigo.de/ehrenamt-ukraine