"Freiheit beginnt, wo Sucht endet"
Suchtmittel setzen unseren Willen und unsere Entscheidungsfähigkeit herab. Davon sind alle Menschen in einem suchtbelasteten System betroffen. Sie erfahren Zuspruch und Stärkung durch andere Menschen mit ähnlichen Problemen und können so ihre Freiheit zurückgewinnen." Das sagte Prof. Dr. Wilma Funke, Honorarprofessorin der Kath. Hochschule NRW in Köln und ehemalige Therapeutische Leiterin der MEDIAN Klinik Wied, in ihrem Vortrag beim Kongress "Freiheit beginnt, wo Sucht endet - 125 Jahre Kreuzbund" in Hamm.
Die rund 400 Teilnehmenden der Veranstaltung in der Maxi-Halle konnten das gut nachvollziehen: Für sie ist die Selbsthilfe-Gruppe des Kreuzbundes eine sehr wichtige Unterstützung, um ihren Alltag und ihre Krisen ohne Suchtmittel zu bewältigen und ein zufriedenes abstinentes Leben zu führen.
Der Kreuzbund hat bundesweit 1200 Gruppen mit rund 20000 Teilnehmenden und ist damit der größte Sucht-Selbsthilfeverband der Freien Wohlfahrtspflege. Fast drei Viertel der Suchtkranken, die regelmäßig eine Kreuzbund-Gruppe besuchen, leben dauerhaft abstinent. Ein Drittel der Gruppenmitglieder hat vorher keine professionelle Therapie durchlaufen. Die Selbsthilfe spart damit jährlich Sozialleistungen in Millionenhöhe ein und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsförderung. Allein die Behandlungskosten für alkoholbedingte Krankheiten und Unfälle liegen pro Jahr bei insgesamt 16,6 Milliarden Euro. Die gesamten direkten und indirekten volkswirtschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums werden auf rund 57 Milliarden Euro geschätzt.
Die Wertschätzung der Sucht-Selbsthilfe wird auch daran deutlich, dass der Kreuzbund-Bundesverband im Jahr 2021 Drittmittel in Höhe von knapp 351000 Euro erhalten hat - den Großteil davon von der Deutschen Rentenversicherung Bund und den gesetzlichen Krankenkassen.
Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hatte Marc Herter, Oberbürgermeister der Stadt Hamm, übernommen. Er betonte in seinem Grußwort die langjährige Verbundenheit mit dem Anliegen des Kreuzbundes. Die Sucht-Selbsthilfe sei Dienst von Menschen für Menschen.
Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg, hob die Kraft der Gemeinschaft hervor. Die Geschichte des Kreuzbundes sei eine Befreiungsgeschichte - gegen das Elend der Abhängigkeit.
Jürgen Naundorff, Leiter des Geschäftsfeldes Ideelles und Grundlagen beim Blauen Kreuz in Deutschland (BKD), bezeichnete die Sucht-Selbsthilfe in seinem Festvortrag als Brückenbauerin für suchtbetroffene Menschen. Um diese auch in Zukunft erreichen zu können, müssten die Ressourcen der Sucht-Selbsthilfeverbände gebündelt werden und die Zusammenarbeit mit der beruflichen Suchthilfe verstärkt werden.
Im feierlichen Pontifikalamt definierte Dr. Felix Genn, Bischof von Münster, Freiheit in erster Linie als inneren Frieden. Er forderte alle Kreuzbund-Mitglieder auf, "positive Schlagzeilen" zu machen und damit ein Gegenmodell zu Hass, Streit und Verletzung aufzubauen.
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