Corona-Krise verschärft Kinderarmut
"Durch Corona hat mein Mann seinen Job als Aushilfe verloren. Die Corona-Pandemie hat uns viel Geld gekostet, man kauft mehr Lebensmittel, für die Schule muss ich sehr viel ausdrucken lassen, ich habe Schulden, die ich weiter bezahlen muss."
Mutter, fünf Kinder: 19, 17, 16, 13, 9 Jahre
Einkommen: 635,00 Euro Wohngeld / 1088,00 Euro Kindergeld / 234,00 Euro Gehalt Frau
"Normalerweise erhält mein Mann 1250 Euro im Monat. Seit der Corona-Krise bekommt er 530 Euro, und wir haben Geldprobleme und brauchen Hilfe."
Mutter, drei Kinder: 12, 10 und 5 Jahre
Einkommen: 853,00 Euro Wohngeld / 536,00 Euro Kurzarbeitergeld / 1173,00 Euro Kindergeld mit Zuschlag / 753,90 Euro Arbeitslosengeld I
Feste monatliche Ausgaben für Miete, Energie, Versicherungen, Raten etc.: 2444,00 Euro
"Wegen der Pandemie brauchen zwei meiner Kinder Tablets, um ihre Schulaufgaben zu erledigen."
Familienvater (46 Jahre), drei Kinder
"Ich bin seit 15 Jahren alleinerziehend, und mit meinem Vollzeitjob konnte ich uns ganz gut über Wasser
halten. Seit April befinde ich mich in Kurzarbeit (null Stunden gearbeitet), was sich finanziell bei uns natürlich bemerkbar macht, da uns im Monat um die 400 bis 500 Euro fehlen. Leider sieht die Prognose bis Ende des Jahres nicht so gut aus … Zudem hatten wir (einmalige) finanzielle Belastungen, um meine Tochter für den Online-Unterricht auszustatten."
Mutter (44), eine Tochter (17)
Alle Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf ein gutes Aufwachsen!
Seit März 2020 führt die Corona-Pandemie zu weitreichenden Einschränkungen und Veränderungen im Leben der Menschen.
Diejenigen, die ohnehin am stärksten strukturellen Benachteiligungen ausgesetzt sind, stehen auch in dieser Krise unter keinem ausreichenden "Rettungsschirm": Arme und armutsbedrohte Familien müssen den Wegfall von Leistungen für Bildung und Teilhabe, die den Kindern und Jugendlichen eigentlich zustehen, kompensieren. Sie bleiben weitgehend auf sich alleine gestellt, wenn soziale Einrichtungen geschlossen sind. Damit verstärkt die Krise strukturelle Benachteiligungen und trifft vor allem die Schwächsten. Wir, die unterzeichnenden Organisationen, fordern die Politik in Bund, Ländern und Kommunen auf, Armut von Kindern und Jugendlichen nicht länger hinzunehmen. Wir sind uns darin einig, dass alles getan werden muss, damit alle Kinder gesellschaftliche Teilhabe und ein gutes Aufwachsen erfahren können. Dazu gehören der Ausbau der sozialen Sicherungssysteme, aktuell auch durch krisenbedingte Aufschläge und vereinfachten Zugang zu Leistungen, die Sicherstellung sozialer Infrastruktur und die intensive Begleitung von Kindern und Jugendlichen zurück in ihren Kita- und Schulalltag.
Gemeinsame Erklärung des "Ratschlag Kinderarmut", eines breiten Bündnisses von Gewerkschaften, Wohlfahrtsorganisationen und Sozialverbänden, Initiativen und Einzelpersonen, zum Internationalen Kindertag 2020