Pflegeeltern dringend gesucht!
Caritas in NRW: 1991 wurden bundesweit fast 44000 Kin- der in Pflegefamilien untergebracht, 2016 waren es schon mehr als 74000 Kinder. Sind immer mehr Eltern mit ihren Kindern überfordert?
Ursula Hennel: Die Zahlen könnte man so interpretieren. Vor allem aber liegt es daran, dass Jugendämter heute genauer hinschauen. Kinderschutz hat eine größere Bedeutung bekommen. Ganz sicher spielen gesellschaftliche Veränderungen eine Rolle: Es gibt immer mehr arme Familien und Alleinerziehende, die mit der Erziehung einfach überfordert sind. Manche Familien mit Migrationshintergrund sind schlecht integriert und überlastet. Hinzu kommen seit Kurzem Flüchtlingsfamilien, die so viel Neues bewältigen müssen oder sogar traumatisiert sind, dass die Erziehung ihre Kräfte übersteigt. 2010 haben wir neun Kinder in Pflegefamilien vermittelt, 2017 waren es schon 21. Anfragen kommen jede Woche, viele Kinder können wir jedoch nicht vermitteln, weil Pflegeeltern fehlen.
Caritas in NRW: Welche Voraussetzungen müssen Pflegeeltern mitbringen?
Ursula Hennel: Wir suchen ganz normale Familien, die sich vorstellen können, ein Kind für kurze Zeit oder dauerhaft aufzunehmen, bis das Kind auf eigenen Beinen steht. Unsere Hauptaufgabe als SKFM ist es, die Pflegefamilien sorgfältig zu informieren und vorzubereiten, auch mit Hilfe eines verpflichtenden Seminars. Wir vermitteln Kinder nur zu sogenannten "geprüften Bewerbern" und begleiten sie dauerhaft.
Caritas in NRW: Was entgegnen Sie Eltern, die Angst haben, dass ihnen das Pflegekind nach einigen Monaten oder Jahren wieder genommen werden könnte?
Ursula Hennel: Ja, diese Sorge hören wir häufiger. Wer ein Kind lieb gewonnen hat, möchte es nicht wieder verlieren, das ist absolut verständlich. Die Sorgen sind aber unberechtigt. Ein Großteil der Kinder, für die eine neue Perspektive gesucht wird, wird auf Dauer untergebracht. Das zeigt schon unsere Statistik. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen, wenn zum Beispiel ein Gericht entscheidet, dass das Kind zurückmuss in die Ursprungsfamilie. Das ist zum Glück aber selten. Grundsätzlich steht bei allen Entscheidungen immer das Kindeswohl im Mittelpunkt. Deshalb prüfen wir vor der Vermittlung sehr sorgfältig, ob es auch für alle Seiten passt.
Fragen von Markus Harmann
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