Ankommen im Leben
Beratung
Das Kernstück der Arbeit ist die Beratung. Die katholische Schwangerschaftsberatung ist Anlaufstelle für Schwangere und junge Familien mit Kindern bis zum dritten Lebensjahr. Gemäß ihrem Grundauftrag, dem Schutz des Lebens in allen Phasen der Schwangerschaft und nach der Geburt, bietet sie Beratung, Begleitung und Hilfe, kostenlos, unabhängig von Nationalität und Religion, vertraulich und, wenn gewünscht, auch anonym. Die Schwangerschaft ist eine der größten Veränderungen, die es im Leben gibt. Fragen, Hoffnungen und Sorgen sind normal - aber eine Schwangerschaft kann auch ernste Konflikte und Krisen auslösen, zum Beispiel
- wenn die Schwangere nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat, der in der Schwangerschaft ausläuft und nicht verlängert wird;
- wenn der Partner sich nicht vorstellen kann, Vater zu werden, und sich aus der Beziehung verabschiedet;
- wenn das Geld sowieso nicht reicht, die Wohnung zu klein ist, die Beziehung wackelt;
- wenn die Familienplanung schon lange abgeschlossen ist, die Schule noch abzuschließen ist und die Ausbildung noch gar nicht angefangen ist;
- wenn mehr als ein Kind erwartet wird;
- wenn …
Was möglich ist, kommt vor!
So lassen sich die Erfahrungen von Schwangerschaftsberaterinnen und -beratern beschreiben (ja, vereinzelt arbeiten auch Männer in den Beratungsstellen, in der Diözese Köln beispielsweise zehn Väterberater).
Wenn es um die Verständigung geht, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: mit Händen und Füßen, per Smartphone, radebrechend und auch mit Dolmetschern. Die Beratung schwangerer Frauen und Paare mit fremden Sprachen, anderer Hautfarbe, mit Wurzeln in anderen Kulturen und Religionen hat in den katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen seit jeher einen festen Platz. Sie gehört zum Alltag der Beraterinnen und Berater. Und dennoch hat in den vergangenen Jahren die hohe Zahl geflüchteter Frauen in der Beratung das bisher Bekannte deutlich übertroffen.
Was ist, wenn die Frau sich partout nicht vorstellen kann, das Kind zu bekommen?
In diesen Situationen stoßen die katholischen Beratungsstellen an die durch die Kirche gesetzten Grenzen. Sie können auf jeden Fall beraten, dürfen jedoch keinen Nachweis über die erfolgte Beratung ausstellen. Das hat zur Folge, dass nur wenige Frauen das Angebot zur Beratung im existenziellen Schwangerschaftskonflikt annehmen. Wenn solche Frauen dennoch kommen, haben sie oft bereits den "Schein" in der Tasche, wollen sich aber trotzdem noch mal beraten lassen. Das ist oft ein Signal dafür, dass sie Hilfe und Unterstützung in ihrer Situation suchen.
Und wenn keiner wissen darf, dass ein Kind erwartet wird?
Die Beratungsstellen informieren über alle Möglichkeiten, die Anonymität zu wahren, aber trotzdem eine gute medizinische Versorgung zur gewährleisten. Die Beratungen sind aufgrund der komplexen Problemlagen und Unsicherheiten der Frauen sowohl zeitlich als auch inhaltlich sehr anspruchsvoll. Bei vertraulicher Geburt, Adoption oder Inpflegegabe eines Kindes begleiten und unterstützen die Beraterinnen die Frau auf ihrem Weg.
Und wenn das erwartete Kind nicht gesund ist, eine Behinderung hat oder nach der Geburt nicht lebensfähig ist?
Fragen zur Vorsorge, Schwangerschaft und Geburt ergeben sich in der Regel von ganz allein in der Schwangerschaftsberatung. Pränataldiagnostische Untersuchungen sind ein scheinbar selbstverständlicher Bestandteil der Schwangerenvorsorge. Frauen und Paare erhoffen sich davon die Gewissheit, dass ihr Kind gesund ist. Jede Schwangere muss sich jedoch angesichts der pränataldiagnostischen Möglichkeiten entscheiden, ob und, wenn ja, welche Untersuchungen sie persönlich in Anspruch nehmen möchte. Die rasante Entwicklung der Pränataldiagnostik lässt inzwischen zu, dass die gesamte Genomsequenz aus dem mütterlichen Blut entschlüsselt werden kann. So können die sogenannten genetischen Bluttests schon zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft Hinweise auf eine Trisomie 21 geben. Einzelne Beratungsstellen arbeiten mit Krankenhäusern zusammen, die sich auf vorgeburtliche Diagnostik spezialisiert haben. Hierhin werden Frauen überwiesen, wenn es bei den Vorsorgeuntersuchungen einen auffälligen Befund gibt. Beraterinnen beraten und begleiten die Frauen und Paare in dieser Situation - auch wenn es für die Eltern um die Frage geht, ob sie mit der Erkrankung und Behinderung des Kindes leben können.
Und welche konkreten Hilfen gibt es?
Zum Konzept der katholischen Schwangerschaftsberatung gehört von Anfang an die enge Verknüpfung von psychosozialer Beratung und der Vermittlung konkreter Hilfen. Die Beraterinnen und Berater informieren über sozialrechtliche Leistungen, unterstützen nach Bedarf bei Antragstellungen und der Durchsetzung von Rechtsansprüchen, setzen sich ein für die Einhaltung arbeitsschutzrechtlicher Bestimmungen und vermitteln finanzielle Hilfen. Auf Antrag werden Beihilfen aus der Bundesstiftung Mutter und Kind, einem Fonds des Familienministeriums, oder dem diözesanen Hilfsfonds, dem sogenannten Bischofsfonds, vermittelt. Viele Beratungsstellen verfügen über eigene Secondhandläden, die oft unter der Regie von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Sachleistungen rund um die Bedarfe von Säuglingen und Kleinkindern bereitstellen. Hilfen bei der Wohnraumbeschaffung, zurzeit schwieriger denn je, aber auch Wohnraumsicherung, wenn Räumungsklagen drohen, im Zusammenhang mit Schul- und Berufsausbildung oder bei Arbeitsplatzproblemen, die Sicherung der Unterstützung durch die Migrationsberatung, Schuldnerberatung oder eines der anderen vielen Angebote, oft in eigener Trägerschaft, aber auch bei anderen Trägern, gehören mit dazu. Die Kooperation und Vernetzung mit anderen sozialen Diensten, Behörden, Kirchengemeinden und ehrenamtlich Engagierten sind selbstverständlicher Teil der Arbeit und eine wichtige Voraussetzung, um die notwendigen Hilfen erschließen zu können.
Und wenn die Schwangerschaft glücklos endet?
Wenn Eltern ihr Kind durch eine Fehlgeburt, Totgeburt oder einen Schwangerschaftsabbruch verlieren, sind sie in der Regel in ihrer Trauer allein. Angehörige und Freunde zeigen nur begrenzt Anteilnahme, und ihr vermeintlicher Trost: "Ihr könnt doch noch weitere Kinder bekommen" hilft nicht weiter. Auf Wunsch stehen Beraterinnen und Berater den Eltern in dieser schweren Zeit zur Seite. Sie begleiten sie in ihrer Trauer und können sie dabei unterstützen, das Unfassbare anzunehmen und zu verarbeiten.
Und das Ganze auch online!
Bereits seit 2002 bietet die katholische Schwangerschaftsberatung Onlineberatung in Form von Mail- und Chatberatung an. In Vorbereitung befindet sich ein komplett neues Portal der katholischen Schwangerschaftsberatung im Internet, das noch mal deutlich niedrigschwelliger und nutzerfreundlicher wird. Ein Messenger-Dienst, die Arbeit in Foren und vor allem die Cross-Media-Nutzung eröffnen Ratsuchenden und Beraterinnen und Beratern ganz neue Möglichkeiten der Kommunikation mit einer wesentlich größeren Flexibilität.
Frühe Hilfen
Frühe Hilfen sind Unterstützungsangebote für werdende Eltern und Eltern von Säuglingen und Kleinkindern. Als frühzeitige Anlaufstellen in der Schwangerschaft haben die Beratungsstellen eine zentrale Rolle bei der Einleitung und Vermittlung Früher Hilfen. Sie entwickeln dabei eigene Angebote. Durch den Erstkontakt zu den Ratsuchenden in der Schwangerschaftsberatung ist die Brücke zu den Gruppenangeboten unter dem eigenen Dach leichter herzustellen. Geburtsvorbereitungskurse, Elterncafés, Alleinerziehenden-Treffs sind Beispiele für solche Angebote. Hier geht es vor allem um die Vermittlung von Wissen, die Stärkung der Elternkompetenz und die soziale Vernetzung. Vielfach sind Hebammen in die Angebote mit eingebunden.
Sexualpädagogische Arbeit
Ein weiteres Arbeitsfeld in der Schwangerschaftsberatung ist die sexualpädagogische Arbeit. Für Jugendliche und junge Erwachsene haben Fragen der Sexualität und Partnerbeziehung eine hohe Bedeutung. Ihre Fragen und Interessen stehen im Mittelpunkt der sexualpädagogischen Veranstaltungen. Einen unverkrampften/"ungenierten" Zugang zu den Themen zu finden, dafür bringen die Sexualpädagogen einen großen Methodenkoffer mit. Oft wird mit den Jungen und Mädchen nicht nur zusammen, sondern auch getrennt gearbeitet - in der Regel ohne die Lehrer. Das Ziel ist, junge Menschen in der selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Gestaltung ihrer Sexualität zu begleiten.
Hier geht es zur Online-Beratung des Deutschen Caritasverbandes!