Gut aufgehoben bei der Familienpatin
Saskia von der Heyden geht mit Johann in den botanischen Garten. Seit einem halben Jahr betreut die 71-jährige Familienpatin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Mönchengladbach den Jungen einmal pro Woche für etwa zwei Stunden. Johann ist schwer krank, er kann nicht krabbeln und sprechen, er wird auch nie laufen können. "Aber er kann sehen und wunderbar lachen und fröhlich sein", sagt Saskia von der Heyden. Johanns Erkrankung ist genetisch bedingt, seine Lebenserwartung eingeschränkt. Saskia von der Heyden hat Johann aus dem Buggy auf den Arm genommen. Der Junge schaut mit seinen blauen Augen in die Kronen der großen Bäume im Park und lächelt. "Ja, die Blätter. Schön, Johann, dass du mir das zeigst", sagt von der Heyden. Die beiden verstehen sich auch ohne Worte.
Anna Krüger*, die Mutter von Johann, war von ihrer Physiotherapeutin auf die Familienpaten des SkF aufmerksam gemacht worden. Sie sind Teil der Frühen Hilfen und werden von der Stadt Mönchengladbach mitfinanziert. 23 Paten betreut der SkF zurzeit. Sie sind da für Kinder von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren, die aus Familien kommen, die eine besondere Belastungssituation haben, aber keine Hilfen zur Erziehung benötigen.
Am Anfang sei sie skeptisch gewesen, berichtet Anna Krüger, ob sich eine Patin auf Johann und seine besondere Situation würde einlassen können und umgekehrt. Denn Johann braucht viel Körperkontakt, er muss viel getragen werden. Als sie Saskia von der Heyden kennenlernte, wusste sie schnell, dass das klappt.
Die Rentnerin, die nach Mönchengladbach zugezogen war, suchte in ihrer neuen Umgebung Kontakt. Sie engagiert sich ehrenamtlich: als Lesepatin, Hospizbegleiterin und nun als Familienpatin. Für Antje Rometsch vom SkF, die gemeinsam mit Sonja Schofenberg die Familienpaten als Koordinatorin begleitet, stand schnell fest, dass sich Saskia von der Heyden auf Johanns besondere Situation würde einlassen können. "Da spielte auch ihr Ehrenamt als Hospizbegleiterin eine Rolle", sagt die Diplom-Pädagogin. Zur Anbahnung der Familienpatenschaft hatte sie sich sowohl mit Johanns Eltern als auch mit Saskia von der Heyden getroffen. Und dass der SkF das richtige Näschen hatte, bestätigt Anna Krüger: "Johann fasst immer mehr Vertrauen zur Familienpatin."
Für die 32-jährige Mutter ist die Familienpatin eine große Entlastung. Weil Anna Krügers Mann beruflich viel unterwegs ist, trägt sie neben ihrer Berufstätigkeit die Hauptlast der täglichen Versorgung von Johann. "Es ist einfach ein gutes Gefühl, Johann in der Woche für ein bis zwei Stunden in die Hände der Patin geben zu können, zu wissen, dass er gut aufgehoben ist, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben", sagt Krüger. Sie nutzt die Zeit für Hausarbeit oder manchmal einfach nur dazu, sich auszuruhen. Und Saskia von der Heyden hat keine Probleme, mit Johanns Einschränkungen umzugehen. Sie ist mit behinderten Menschen aufgewachsen und hat ihn sofort in ihr Herz geschlossen. "Der Kleine mag mich ja auch, sonst wäre er nicht so ruhig", sagt die Rentnerin. Und sie fügt hinzu: "Er gibt einem viel zurück."
Die ehrenamtlichen Familienpaten hätten viel zu geben, sagt Antje Rometsch. "Es geht hier um Herzensangelegenheiten. Ehrenamtliche haben das Herz am rechten Fleck und bringen viel Herzenswärme mit. Das ist uns wichtig, denn das brauchen die Familien." Wenn es dieses Ehrenamt nicht gäbe, würde dafür keine hauptberufliche Kraft eingestellt, so die Diplom-Pädagogin. Dem SkF ist es aber wichtig, die Familienpatinnen hauptamtlich zu begleiten. "Ehrenamt braucht Hauptamt, das ist unsere Überzeugung", sagt Sonja Schofenberg. Die Koordinatorinnen bieten Schulungen an sowie regelmäßige Gesprächsrunden, bei denen die Familienpaten ihre Fragen loswerden können.
https://skf-mg.de/index.php?id=44
Sozialdienst katholischer Frauen e. V.
Kirchplatz 5
41061 Mönchengladbach
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