Die Caritas als „Kirch-Ort“
Caritas in NRW: Das strategische Projekt will "Ressourcen der Caritas bündeln und als integralen Teil von Kirche stärken" - so heißt es im Konzept. Wie soll das geschehen?
Reinhild Mersch: Mit Caritas sind auch unsere katholischen Mitgliedsverbände, Fachverbände, Dienste und Einrichtungen gemeint. Wir müssen uns noch einmal versichern, was es heißt, ein christlicher Arbeitgeber oder christlicher Dienstleister im sozialen Bereich zu sein. Da ist sicherlich auch noch das ein oder andere Potenzial zu heben. Das andere ist, dass wir - ähnlich wie Kindergärten und Pfarrgemeinden - vor Ort sind und diese Potenziale noch einmal anders nutzen können - neben unserer Kernaufgabe, Beratung und Betreuung anzubieten. Die Caritas ist auch Kirch-Ort. Wir haben einige schon sehr tradierte ältere Einrichtungen, zum Beispiel das Franz-Sales-Haus, die Theresia-Albert-Stiftung oder die Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung. Dort gibt es in der Regel eine Kapelle, wenn nicht sogar eine Kirche. Wir erleben, dass im Bistum Essen Kirchen geschlossen werden müssen. Es spricht viel dafür, die Kirchen alternativ in diesen Sozialräumen und Quartieren zu nutzen - mal ganz abgesehen davon, dass darin zusätzlich ein inklusiver Ansatz steckt. Die Menschen in den Einrichtungen und die Menschen aus der Pfarrgemeinde können zusammen ihren Sonntagsgottesdienst feiern.
Caritas in NRW: Essens Generalvikar Pfeffer spricht in seinem Beitrag von einem Graben zwischen verbandlicher Caritas und weiten Teilen der übrigen Kirche. Sehen Sie diesen Graben auch?
Reinhild Mersch: Es gibt Abgrenzungstendenzen, zum Beispiel den Pfarrer, der schon mal zur Caritas schickt, wenn es ein Problem gibt, oder Mitarbeitende der Caritas, die sich manchmal von der verfassten Kirche distanzieren. Lange haben sich Ehrenamt und Hauptamt sehr deutlich voneinander distanziert.
Caritas in NRW: Wie fügt sich das Projekt "Caritas und Pastoral" in den Zukunftsbild-Prozess des Bistums ein?
Reinhild Mersch: Es ist nicht so, dass Caritas nicht schon in den Zukunftsbild-Prozess eingewoben wäre, leider dringt das Zukunftsbild nicht so in die Strukturen der Caritas vor, wie das zu wünschen wäre. Das wollen wir jetzt im Rahmen des Projektes neu angehen. So wollen wir - so ist es mit dem Generalvikariat verabredet - für unsere Mitglieder noch einmal verschiedene Veranstaltungen zum Zukunftsbild-Projekt anbieten. Wir werden beim Zukunftsforum präsent sein, uns einbringen und Anknüpfungspunkte suchen.
Die Fragen stellte Christoph Grätz.