Die Klinik als Lernort des Glaubens
Was macht ein katholisches Krankenhaus aus? Neben Grundprinzipien wie Menschenwürde und Gemeinwohl gibt es besondere Identitätsprinzipien, die mit dem Instrument „German-CIM“ bewusst gemacht und gefördert werden.Kath. Hospitalverbund Hellweg
Was ist eigentlich "drin", wenn draußen am Portal "katholisch" steht? Für viele der fast 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Katharinen-Hospital Unna war in der Vergangenheit die Beschäftigung mit Fragen des eigenen katholischen Profils keinesfalls geübter Alltag. Und dies, obwohl viele von ihnen bereits seit Jahrzehnten in dem 340-Betten-Schwerpunktkrankenhaus arbeiten. Um es vorwegzunehmen: Im Projekt German-CIM ist an vielen Stellen konkret erfahrbar geworden, was das Besondere an einem katholischen Unternehmen ist und welche christlichen Werte die Beschäftigten an vielen Stellen tragen.
Die "Catholic Identity Matrix" (CIM) strukturierte die Suche nach den im Unternehmen hinterlegten Kernbotschaften und im gleichen Atemzug den darauf bezogenen konkret gelebten Alltag. Über alle Hierarchie-Ebenen und Berufsgruppen hinweg arbeiteten Mitarbeiter an den sechs Grundprinzipien, die German-CIM ausmachen (siehe unten). Allein diese Zusammensetzung befruchtete den Austausch und die Tiefe der Themen.
Gehoben wurde schließlich ein Schatz an christlichen Werteprinzipien. Dazu gehört beispielsweise eine Personalpolitik, der das Wohlergehen der Beschäftigten am Herzen liegt und bei der die Wertschätzung jedes Einzelnen im Mittelpunkt steht. Konkrete Handlungsfelder sind die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (bezogen auf Kinder sowie zunehmend auf betreuungsbedürftige Eltern), die Erhaltung der Mitarbeitergesundheit (insbesondere der psychischen Gesundheit) sowie offene und ehrliche Kommunikationsformen. Besonders wichtig sind außerdem vielfältige Möglichkeiten der Mitarbeiterbeteiligung sowie allgemein zugängliche Angebote zur Personalentwicklung, die auch Karrierechancen erhöhen. Diese tatsächlich gelebte Haltung der Mitarbeiterorientierung zahlt sich aus. So weist das Katharinen-Hospital eine äußerst niedrige Mitarbeiterfluktuation auf; gleichzeitig ist das Krankenhaus für Bewerber eine attraktive Adresse.
Ein weiteres Ergebnis im CIM-Prozess liegt in der Herausforderung, die Mitarbeiter als Träger der christlichen Botschaft ständig "mitzunehmen". Das Krankenhaus möchte ganz bewusst zu einem Lernort des Glaubens werden und damit einen Beitrag zur Präsenz der christlichen Werte in der Gesellschaft leisten. Konkret werden die Mitarbeiter durch besondere Angebote in Fragen christlicher Ethik und Identität unterstützt. Die Seminarreihe "Entdeckungen im Alltag" beleuchtet zentrale christliche Themen. Dabei bleiben auch "heiße Eisen" nicht ausgespart. Die Angebote für Führungskräfte mit eigenen Modulen zum christlichen Menschenbild und zur christlichen Ethik werden derzeit ausgebaut.
Im Katharinen-Hospital bilden Nächstenliebe und Solidarität mit den Kranken und Schwachen seit mehr als 130 Jahren den Hintergrund für die medizinisch-pflegerischen Kernaufgaben, ohne dabei aus dem Blick zu verlieren, dass das Krankenhaus wirtschaftlich erfolgreich sein muss. In dieser Ausrichtung unterstützt das Unternehmen solidarische Initiativen und soziales Engagement von Mitarbeitern. So erhalten Kinder aus dem Friedensdorf Oberhausen kostenfreie Behandlung. Mit dem Erlös des Adventsbasars werden seit über 30 Jahren viele Hilfsprojekte weltweit unterstützt. Das Krankenhaus ist zudem engagiert, konkrete Solidarität mit den Armen vor Ort zu leben. Dazu gehört eine Vielzahl an Projekten wie die Einrichtung eines Babyfensters oder die Betreuung von Müttern in Notsituationen. Gemeinsam mit dem örtlichen Caritasverband wurde eine medizinische Sprechstunde für Bedürftige eingerichtet.
Ein verantwortlicher Umgang mit den Ressourcen der Natur ist für das Katharinen-Hospital ein weiterer zentraler Aspekt. So entwickelte die Klinik ökologisch nachhaltige Energiekonzepte, die bei einer baulichen Erweiterung realisiert wurden. Beim betrieblichen Mobilitätsmanagement spielt die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs eine besondere Rolle.
Das Katharinen-Hospital hält einen engen Kontakt zur gleichnamigen katholischen Trägergemeinde. Aus dieser Verbindung resultieren zahlreiche Besuchsinitiativen im Krankenhaus, z. B. von Kommunionkindern, Firmgruppen oder kirchlichen Verbänden. Das Krankenhaus versteht sich als pastoraler Ort mit vielfältigen spirituellen Angeboten. Besondere Highlights waren bislang Gospelworkshops oder die Fotoausstellung "Kreuze im Alltag".
Mit Unterstützung durch das Instrument German-CIM hat das Katharinen-Hospital in den letzten Jahren sein christliches Werte- und Profilverständnis systematisch reflektiert und ausgebaut. Ein wichtiger Bausteine ist durch den Prozess entstanden: In einem neuen Leitbild für den gesamten Katholischen Hospitalverbund Hellweg sind die zentralen Botschaften - fokussiert auf den Alltag - für jeden sichtbar und nachvollziehbar geworden.
www.german-cim.de
http://hospitalverbund.de
Stichwort: German-CIM
Das Kürzel CIM steht für Catholic Identity Matrix, ein Instrument, das in den USA speziell für katholische Krankenhäuser entwickelt wurde. Als "German-CIM" wird es seit 2012 in Kliniken im Erzbistum Paderborn eingesetzt. Ziel ist es, das christliche Werteprofil der Einrichtungen weiterzuentwickeln und dieses transparent nach innen und außen darzustellen. Die Beschäftigung mit dem eigenen Werteprofil ist im Hinblick auf die wachsende Zahl von Mitarbeitern mit geringer oder fehlender christlich-religiöser Sozialisation von besonderer Bedeutung. Außerdem erwartet auch die heutige Gesellschaft von katholischen Einrichtungen ein überzeugendes christliches Profil. Ausgehend von den Grundprinzipien Menschenwürde und Gemeinwohl als "Fundament", kennt German-CIM sechs "Identitätsprinzipien" für katholische Krankenhäuser:
- Solidarität mit Armen und bedürftigen Menschen
- ganzheitliche Versorgung (z. B. auch der spirituellen Bedürfnisse)
- Respekt vor der Würde des menschlichen Lebens
- partizipatorische Dienstgemeinschaft in gegenseitigem Respekt
- ressourcenorientierte Verwalterschaft
- Handeln in Gemeinschaft mit der Kirche
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