Da, wo die Menschen sind
Rolf Leimann, Caritas-Koordination/Gemeindecaritas beim Caritasverband Lünen-Selm-Werne.Harald Westbeld
Am Anfang war da der alte Linienbus aus Bochum. Für 12000 Mark konnte Rolf Leimann ihn für die Caritas Lünen-Selm-Werne erwerben und zur rollenden Kleiderkammer mit Beratungsecke umbauen. Die Idee, dorthin zu fahren, "wo die Menschen sind", aber die Caritas noch nicht, wurde in einer Frühstücksrunde geboren und weitergesponnen. Leimann rollt rüber zum Aktenschrank und hat mit einem Griff die Mappe mit den Unterlagen und dem Zeitungsartikel parat: Am 2.Oktober 1996 fuhr er mit Fahrer, Sozialarbeiterin und Ehrenamtlichen aus der Pfarrcaritas zum ersten Mal in einen unterversorgten Stadtteil.
Irgendwann stand eine große, nicht mehr zu finanzierende Reparatur an, und ehrenamtliche Fahrer mit Führerschein-Klasse 2 waren auch zunehmend schwierig zu finden. Aber "der Ansatz wäre nach wie vor gut, vor allem für große Flächenverbände", sagt Leimann. Zur Caritas in Lünen gehören eben auch die Städte Werne und Selm, und dazwischen gibt es noch reichlich plattes Land.
Seitdem hat es immer neue Ideen gegeben, die den gleichen Kern haben: "dahin gehen, wo die Menschen sind". Darauf kommt Rolf Leimann immer wieder zurück. Die Armut und alles, was damit zusammenhängt, in den Blick nehmen. Er weiß, wovon er spricht. Vor 58 Jahren wurde er als Arbeiterkind in Wattenscheid geboren. Da wohnt er immer noch mit seiner Frau und die erwachsenen Kinder nicht weit weg, der Älteste auch Sozialarbeiter.
Ein "Ruhrpottler", wie er von sich selbst augenzwinkernd sagt, der "weltoffen ist und die Sache gut auf den Punkt bringt". Er kann gut mit Menschen, beherrscht virtuos das "Networking" und kann so spontan mit den Kollegen im Verband neue Ideen umsetzen. Dabei schätzt er den Freiraum, den ihm die wechselnden Geschäftsführer immer gegeben haben.
Was auch hilft, ist die reiche Erfahrung, beginnend in der Jugendarbeit in der KjG - damals "hieß das noch Jungschar" - über das Studium der Sozialarbeit und die erste Stelle in Wattenscheid in der Offenen Altenhilfe. Vor dem Start in Lünen 1995 war er zehn Jahre als Referatsleiter Kur und Erholung bei der Caritas in Dortmund. Daran konnte er im vergangenen Jahr wieder anknüpfen, um erstmals für alte Menschen "Urlaub ohne Koffer" zu organisieren.
"Weltoffen und auf den Punkt"
Im letzten Herbst dann die Sache mit den Nikoläusen, die im Flur vor seinem Büro auf Verteilung warteten. Kleine Idee, klein gestartet mit etwas Süßem für die Kinder von Flüchtlingsfamilien, "aber die Erwachsenen haben sich gemeldet, sie essen auch gerne etwas Süßes", erklärt Leimann. Inzwischen verteilt er mit seinen Kollegen in der Vorweihnachtszeit 2000 Stück auch auf Märkten und im Rathaus. Dabei lässt sich dann die Geschichte des Nikolaus erzählen, und dann sind gerade die türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger überrascht, dass er als Bischof in ihrer Heimat gewirkt hat. Schon ist man wieder im Gespräch und zeigt, "dass man die Menschen im Blick hat".