Nicht aus heiterem Himmel
Gleichzeitig ist der demografische Wandel heute in den Köpfen vieler zivilgesellschaftlicher Akteure präsent. Auch die verbandliche Caritas wird sich in den kommenden drei Jahren intensiv in den öffentlichen Diskurs einbringen. 2015 steht dabei zunächst der ländliche Raum im Mittelpunkt. Eine echte Chance für die Caritas, sich einzumischen und ihre Rolle als "Solidaritätsstifter" vor Ort wahrzunehmen und zu stärken!
Es ist anzuerkennen, dass die Politik beim Thema demografischer Wandel aktiv wird und damit die Konsequenzen der Bevölkerungsentwicklung ernst nimmt. Dazu gehört aktuell das geplante Versorgungsstärkungsgesetz, das eine bedarfsgerechte ärztliche Versorgung auf dem Land sicherstellen soll. Dazu gehören auch die zusätzlichen Finanzmittel des Bundes für Länder und Kommunen, um Straßen instand zu halten oder eine flächendeckende Breitband-Infrastruktur voranzutreiben. Letzteres gehört auch zu den erklärten Zielen der Landesregierung. Um Jobs - und damit junge Menschen - auf dem Land zu halten, ist dies eine existenzielle Frage.
Wenn Fragen rund um die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum gestellt werden, geht es zunächst um die Entfernungen, die zurückgelegt werden müssen - und um die Faktoren, die dies erschweren. Erhöhte Fahrtkosten und erhebliche Fahrzeiten müssen tagtäglich diejenigen in Kauf nehmen, die sich auf den Weg zur Arbeit, zum Arzt und zum Einkaufen machen. Das gilt auch in umgekehrter Richtung für diejenigen, die in den Dörfern ihre Dienste anbieten. Wenn etwa die Sozialpädagogische Familienhilfe der Caritas einen Einsatz in einer entlegenen Ortschaft leistet, versteht es sich eigentlich von selbst, dass die Kostenträger dem damit verbundenen höheren Aufwand Rechnung tragen. Weit gefehlt: Viele Jugendämter nehmen sich davon nichts an! Die Frage liegt nahe: Welcher Träger kann es sich dann dauerhaft erlauben, für jede Fahrt etwas zuzuschießen?
Für die Versorgung im ländlichen Raum sind verlässliche, auskömmlich finanzierte Angebote erforderlich. So sind es gerade die katholischen Krankenhäuser, die im ländlichen Raum die stationäre Gesundheitsversorgung der Bevölkerung aufrechterhalten. Die Existenz dieser Krankenhäuser ist jedoch vielerorts in Frage gestellt, wenn die derzeit gültigen Fallpauschalen nicht auf die speziellen Bedingungen abgestellt werden.
Großflächigere, dünner besiedelte Räume verlangen den dortigen Akteuren flexible Lösungen ab, um hilfsbedürftigen Menschen gerecht zu werden. Hier ist für die Sicherung eines angemessenen Versorgungsangebotes nicht nur guter Wille aller Beteiligten gefragt. Kostenträger und Leistungserbringer müssen bereit sein, auch unkonventionelle Wege zu gehen. Die Caritas ist bereit, diesen Weg mitzugehen.