"Antisemitismus bedroht uns alle"
Unter dem Motto "Miteinander Gegeneinander? - Warum wir uns gegenseitig ausgrenzen" trafen sich dort Mitte März rund 60 Expertinnen und Experten, um Ursachen und Auswirkungen von Ausgrenzung zu diskutieren und was man dagegen tun kann. Dazu eingeladen hatten die nordrhein-westfälischen Diözesan-Caritasverbände mit Unterstützung des Kommunalen Integrationszentrums der Stadt Essen sowie der Alten Synagoge Essen.
Diözesan-Caritasdirektor Hensel erinnerte in seiner Begrüßung an den antisemitischen Anschlag auf die Alte Synagoge im November letzten Jahres. Solche Terroranschläge seien "auch ein Angriff auf gemeinsame freiheitliche und demokratische Werte, auf die Vielfalt unserer Gesellschaft, auf die Kraft der Wohlfahrtsverbände", betonte er.
Hensel rief zu klarer Kommunikation und entschlossenem Handeln auf: "Wir stehen gegen den Antisemitismus und jedwede Menschenfeindlichkeit, wir treten ein für unser demokratisches und freiheitliches Gesellschaftssystem, insbesondere für den Schutz der ausgegrenzten Menschen und Gruppen", sagte er.
In den Fachdiensten für Integration und Migration (FIM) der Caritas in NRW wird seit vielen Jahren eine wertvolle Arbeit für die Vielfalt der Gesellschaft geleistet. Hierbei wird Ratsuchenden eine passgenaue Beratung geboten, werden Integrationsprozesse angestoßen und begleitet, wird gegen Unrechtmäßigkeiten vorgegangen und ein Miteinander geschaffen. Weil die Zielgruppe der Fachdienste häufig Ausgrenzungserfahrungen gemacht hat, ging es in Essen um Ursachen und Auswirkungen von sowie Maßnahmen gegen Ausgrenzungsmechanismen.
Einen inhaltlichen Impuls zu "Strategien der Prävention und Intervention gegen moderne Formen des Antisemitismus" lieferte Jörg Rensmann, Leiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW) in Düsseldorf. Antisemitismus gebe es in allen Schichten, auch in der gesellschaftlichen Mitte, stellte Rensmann klar. Der gesellschaftliche Rahmen für das, was Menschen für öffentlich sagbar hielten, habe sich verschoben, ja sogar erweitert.