Wie gut funktioniert Integration bei der Caritas?
Als ich in Deutschland ankam, musste ich in die Seiteneinsteiger-Klasse gehen - inoffiziell in die "Türkenklasse". Das hat mir die Integration nicht gerade erleichtert. Was ich damals bei meiner Ankunft vermisst habe, versuche ich heute durch meine Arbeit bei der Caritas zu verbessern: Denn der Start in einem fremden Land ist maßgebend für die Zukunft dieser Kinder.
Daher kümmere ich mich neben der Organisation und Begleitung von Integrationskursen um Angebote wie "Spielerisch Deutsch lernen", "Deutschkurs für unbegleitete Minderjährige" oder eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder und Jugendliche. Ziel ist neben dem Spracherwerb eine wegweisende Unterstützung für Kinder und Jugendliche. Ich fühle mich beim Fachdienst für Integration und Migration der Caritas in Krefeld sehr gut aufgehoben und habe bei der Integrationsagentur die Freiheit, eigene Projekte auf die Beine zu stellen.
Mit 16 Jahren ist Şukufe Bayram als junges Mädchen 1986 nach Deutschland zum Vater eingereist, als Gastarbeiter-Kind. Heute arbeitet sie beim Fachdienst für Integration und Migration der Caritas in Krefeld.
Ich fühle mich voll und ganz integriert. Geholfen hat mir dabei die Sprache. Deutsch zu lernen war für mich der Schlüssel zum Erfolg.Nach meiner Ankunft im Jahr 2016 habe ich im Jahr 2021 meine Ausbildung zum Altenpfleger in Bonn abgeschlossen. Der Familie wegen bin ich nach Kleve gezogen. Hier arbeite ich seit Januar 2023 mit viel Herz und Leidenschaft in der Mobilen Pflege des Caritasverbandes Kleve. Von den Kollegen und Kolleginnen wurde ich wunderbar aufgenommen. Die Patientinnen und Patienten sind dankbar, und sie ermutigen mich, weiterzumachen. Ihnen zu helfen, sie zu pflegen und zu betreuen, hat für mich gerade oberste Priorität.
Christopher Azubuike Ezechukwu (42) ist Pflegefachkraft in der Mobilen Pflege des Caritasverbandes Kleve. Der gebürtige Nigerianer lebt seit 2016 in Deutschland.
Für mich bedeutet Integration respektvolles Zusammenleben und Zusammengehörigkeitsgefühl sowie Teilhabe in allen Bereichen der Gesellschaft. "Integration" wird jedoch leider oft nur als Verpflichtung der Migranten*innen und nicht der deutschen Gesellschaft betrachtet.
Ich fühle mich ausgeschlossen, wenn ich mit Aussagen konfrontiert werde, wie "dich meinen wir nicht, du bist ja kein richtiger Ausländer!" Solche Aussagen sind kein Kompliment, sondern zeigen nur, dass ich wegen rein äußerlich fehlender "ausländertypischer Zuschreibungen" toleriert werde.
Auch bei der Caritas herrscht (immer noch) strukturelle Diskriminierung vor, Frauen findet man kaum in Vorstandspositionen und Migranten*innen fehlen vollständig an der Spitze der Caritasverbände.
Anderseits sind mir bei der Caritas sehr viele wundervolle Menschen begegnet, die sich für Menschen mit Migrationshintergrund einsetzten, die respektvolles Zusammenleben aktiv gestalten und auf Augenhöhe agieren, die die Kultur anderer Menschen respektieren.
Dara Franjić stammt aus Bosnien-Herzegowina. Sie ist Referentin für Migration, Flucht & Integration beim Caritasverband für das Bistum Essen.
Ich bin vielen Menschen sehr dankbar, die an mich geglaubt haben. Zahlreichen die Integration hemmenden Gesetzen zum Trotz haben sie mir Türen geöffnet - sehr wichtige Meilensteine im Prozess des Ankommens. Bereits während des Studiums entwickelte sich die Caritas zu einer Art Ersatz-Heimat für mich - und das hat sich bis heute fortgesetzt. Nachdem ich fast zwei Drittel meines Lebens gerne in Deutschland verbracht habe, stellt sich mir nicht die Frage, ob ich mich hier gut integriert fühle. Vielmehr steht die Frage im Raum, ob und zu wie viel Integration die Mehrheitsgesellschaft bereit ist. Noch wichtiger: Was ist wirklich mit "Integration" gemeint?
Hezni Barjosef (56) ist Koordinator der Flüchtlingsarbeit beim Diözesan-Caritasverband Paderborn. Seine Wurzeln liegen im Südosten der Türkei, vor über 36 Jahren kam er mit seinen Eltern als Flüchtling nach Deutschland.
Ich war 17 Jahre Bauingenieurin im Irak. Mein Abschluss wurde anerkannt, jedoch war die Sprache ein schockierendes Hindernis bei der Arbeitssuche. Leider mussten wir alle Sprach- und beruflichen Kurse bis B2-Niveau auf eigene Kosten tragen. Ich war danach als Dolmetscherin tätig, bis die Arbeitsagentur die Übernahme der Kosten für den C1-Kurs bewilligte. Schließlich fing ich bei der Caritas im Bereich der Flüchtlingshilfe an. Obwohl ich meine Arbeit als Bauingenieurin vermisse, genieße ich die erfüllende und bereichernde Arbeit bei der Caritas sehr. Ich bewirke etwas Positives im Leben anderer Menschen, und das ist sehr zufriedenstellend. Ich bin auch sehr glücklich, dass meine Kinder mittlerweile in Deutschland studieren.
Israa Abdulrahman stammt aus dem Irak und ist mit ihren zwei Kindern im November 2010 nach Deutschland eingereist. Sie ist mit einem deutsch-irakischen Mann verheiratet und arbeitet bei der Caritas-SKF-Essen als Einrichtungsbetreuerin in einem Frauenhaus für Geflüchtete (Übergangswohnheim).
Gerade für Menschen mit Flucht- und Migrationsbiografie ist es wichtig, ihnen Partizipationsmöglichkeiten aufzuzeigen. Ich selbst hatte durch die Unterstützung meiner Familie und immer eine Verbindung in das gesellschaftliche Leben. Dabei war Bildung der essenzielle Schlüssel - vor allem mein Studium der Sozialwissenschaften. Für mich versteht sich Integration als ein dynamischer Prozess, der voraussetzt, dass Unterschiede aufgrund von Faktoren wie Herkunft und Kultur nicht zu Barrieren werden, sondern überbrückt werden können.
Fadi El Abbas, in Wuppertal geboren, ist Deutscher mit palästinensischen Wurzeln. Seine Eltern sind im Flüchtlingslager Sabra und Shatila im Libanon geboren. El Abbas ist Integrationsbeauftragter der Aktion Neue Nachbarn für den Fachdienst für Integration und Migration der Caritas-Sozialdienste GmbH im Rhein-Kreis Neuss.
Für mich war das Ankommen bei der Caritas einfach. Die Arbeit bei der Caritas in Remscheid finde ich vielfältig, interessant und sinnvoll. Ich kann nicht nur meine Ideen einbringen und sie umsetzen, sondern auch Prozesse, die seit Jahren existieren, optimieren und neue Themen einführen sowie mitgestalten. Ich bin Solinger und freue mich, auch so genannt zu werden. Ich weiß, dass Solingen inzwischen meine Heimat geworden ist, und das wird sie weiterhin bleiben. Ich liebe diese Stadt.
Noor Abrahimkhail ist in Kabul aufgewachsen und seit lebt seit 2014 in Deutschland. Seit 2018 arbeitet er als Flüchtlingsberater beim Caritasverband Remscheid.
Als ich nach Deutschland kam, war ich aktiv in einer Kirchengemeinde, was mir den Start vereinfacht hat. Umso mehr freue ich mich, dass ich bei der Caritas bei einem kirchlichen Träger arbeiten kann. Schwierigkeiten macht mir immer noch ein wenig die deutsche Sprache. Aufgrund der komplizierten Grammatik, die voller Ausnahmeregelungen ist, ist bestimmt nicht jeder Satz ganz korrekt. Aber auch das ist im Marienhof kein Problem. Hier leben und arbeiten so viele nette Menschen, die nicht auf Hautfarbe oder korrektes Deutsch achten. Sie interessieren sich einfach nur für mich, den Menschen Lisa Jeffrey. Wenn überall in Deutschland - wie im Marienhof - mehr auf die inneren Werte eines Menschen geschaut würde und nicht auf Hautfarbe oder Religion, wäre Integration kein großes Thema, sondern selbstverständlich.
Lisa Jeffrey aus Nigeria fühlt sich sehr gut integriert in Deutschland und ganz besonders bei ihrer Arbeitsstelle, dem Caritas-Altenheim Marienhof in Mülheim.
In der Türkei habe ich BWL studiert und war selbstständig. Dort habe ich meine Frau kennengelernt, die in dem Land aufgewachsen ist und in Deutschland lebte. Wir haben uns dann in Mönchengladbach niedergelassen. Meine Frau arbeitet bei der Stadt, unser Sohn besucht die Grundschule.
Ich denke, die Sprache ist wichtig, um hier gut anzukommen - und natürlich auch eine Arbeit. Deutsch ist nicht meine Stärke, obwohl ich mehrere Kurse besucht habe, aber ich habe sehr hilfsbereite und geduldige Kollegen beim Caritasverband. Ich fühle mich beruflich und privat sehr integriert. Wir sind offen, und ich bin gerne in deutscher Gesellschaft, da auch ich ein ordentlicher und pünktlicher Mensch bin. Wir haben viele Kontakte zu deutschen Nachbarn, Freunden und Kollegen. Vor einiger Zeit hat mich ein Nachbar einem Bekannten vorgestellt. Der Bekannte fragte: "Das ist dein Nachbar?" Und mein Nachbar antwortete: "Nein, das ist mein Freund." Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Emrah Oguz (41) Jahre ist 2011 aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Er arbeitet als Techniker im HausNotRuf des Caritasverbandes Region Mönchengladbach.
Der Gedanke an eine Auswanderung war nie Teil meiner Lebenspläne. Als ich Ende 2017 nach Deutschland kam, erschien mir alles fremd, schwierig und trocken, aber gleichzeitig interessant. Ich war mir sicher, dass das Erlernen der deutschen Sprache der Schlüssel zu meiner neuen Zukunft war. Freunde haben mir auf meiner "Integrationsreise" geholfen, da ich durch sie etwas über die Kultur dieses Landes lernen und mich mit den lokalen Traditionen und Bräuchen vertraut machen konnte.
In Deutschland habe ich gelernt, dass wir die Früchte unserer Bemühungen ernten, wenn wir fleißig arbeiten.
Ich freue mich, dass ich heute ein Mitglied der Caritas-Familie bin, durch die ich zum Aufbau und zur Entwicklung dieser Gesellschaft beitragen darf, die ich beeinflusse und von der ich beeinflusst werde, und als Teil dieses Landes, das mir die Möglichkeit bot, ein neues Leben zu beginnen. Ich fühle mich endlich zu Hause und habe die Stabilität, die ich gesucht habe.
Ula Issa stammt aus Syrien. Sie arbeitet heute im Team der Flexiblen ErziehungsHilfen in Familien (FlexHiF) beim Caritasverband Mülheim.
Vor zehn Jahren bin ich mit meiner Frau aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Inzwischen bin ich richtig angekommen - in Bochum, wo ich lebe, und bei der Caritas Oberhausen, die mich 2021 als IT-Netzwerkadministrator eingestellt hat. Mir wurde gleich so viel Vertrauen entgegengebracht, direkt das Gefühl gegeben, dass ich ein guter Mensch bin. Dafür bin ich dankbar.
Ganz wichtig war für mich, die deutsche Sprache zu lernen und zu zeigen, dass ich jede Chance nutzen möchte. Über das Bundesamt für Migration habe ich Zugang zu Sprachkursen und IT-Weiterbildungen erhalten, was am meisten bei der Integration geholfen hat. Auch meine Ausbildung als IT-Fachkraft in Syrien war eine gute Basis.
Außerdem haben wir in Deutschland eine Familie gegründet: Unsere zwei Kinder sind hier geboren, sprechen mehr Deutsch als ihre Muttersprache und haben eine deutsche Mentalität. Durch sie haben wir Kontakt zu anderen Eltern und in Sportvereinen geknüpft. Und Stück für Stück ist man hier mehr zu Hause.
Mohamad Hussein, aus Amuda in Syrien 2013 nach Deutschland geflüchtet (über HH nach Berlin, nach 7 Monaten nach Bochum), seit April 2021 als Netzwerkadministrator bei der IT des Caritasverbandes Oberhausen e. V.