Flashmob für Flüchtlinge
Mit einem 500 Meter langen Drahtzaun protestierten die Jugendlichen in der Bochumer Innenstadt gegen die „Festung Europa“.Stephan Raithel
Ein Passant klatscht, mehrere beschweren sich lautstark. Die Polizei taucht auf. Eine Passantin bahnt sich den Weg durch den Drahtzaun, schubst eine Jugendliche aus dem Weg. Mit einem Smartmob haben 80 Jugendliche aus ganz Deutschland ein Zeichen ihrer Solidarität mit Flüchtlingen gesetzt. Mehr noch. Das "Refugees Welcome Lab" ist für viele Jugendliche der Auftakt zu einem persönlichen Einsatz für Flüchtlinge.
Vier Tage lang haben sich die 18- bis 26-Jährigen in der Willkommens-Werkstatt von "youngcaritas" über das Thema Flucht informiert, sie haben Flüchtlinge und Hilfsprojekte kennengelernt und gemeinsam überlegt, was sie tun können. Tanzen, Singen, Kicken: Auch das Feiern kam nicht zu kurz. Am Samstagabend gab es am Bochumer TheaterTotal eine spontane Party mit 50 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus der benachbarten Flüchtlingsunterkunft. Eine Graffiti-Aktion in Bochum (s. S. 32 des Ausgabe 4/2015 von Caritas in NRW) war eine von fünf Exkursionen, bei denen die Jugendlichen in ganz NRW mit Flüchtlingen und Flüchtlingshelfern zusammenkamen. Sie trafen Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern, und solche, die sie ablehnen: "Da hat sich ein Anwohner an einer Flüchtlingsunterkunft über Kinderlärm nach 22 Uhr beschwert - direkt neben dem Flughafen Düsseldorf, wo bis Mitternacht Flieger starten und landen", wunderte sich Cedrik Lukat, ein 25-jähriger Teilnehmer aus Herten.
"Das war ’ne richtig coole Aktion", bilanzierte Isabella aus Hückeswagen bei Gummersbach das "Welcome Lab". "Zu sehen, dass es auch andere in meinem Alter gibt, die sich die gleichen Fragen stellen und was für Flüchtlinge machen wollen, find ich super. Das sollte es auf jeden Fall öfter geben."
Veranstalter des "Refugees Welcome Lab" waren "youngcaritas Deutschland" und die NRW-"youngcaritas"-Projekte der (Erz-)Bistümer Münster, Essen, Köln und Paderborn. "youngcaritas" fördert bundesweit das soziale Engagement junger Menschen.