Enorm wichtige Aufgabe
Der dreifache Vater aus Burscheid im Bergischen Land begann 2003 eine dreijährige Erzieherausbildung und arbeitet seitdem durchgehend in Kindergärten, inzwischen als stellvertretender Leiter der Burscheider Caritas-Kita Sonnenblume (110 Kinder). Hier ist die Männer-Quote vergleichsweise gut: Von den 35 pädagogischen Kräften sind fünf männlich. "Wenn bereits Männer da sind, kommen auch weitere", hat Mihm beobachtet - er selbst war 2016 der erste Mann in der Kita. Als Exot habe er sich trotzdem nie gefühlt, auch deshalb, weil sich sein Umfeld nicht über seine Berufswahl gewundert habe. "Alle haben gesagt, zu mir passt das." Mihm ist aufgeschlossen, kommunikativ und - so sagt er über sich - "immer etwas zu laut". Bei den Kindern verschafft er sich damit Gehör. Die Lautstärke in der Einrichtung, das Durcheinander, das Situative - all das störe ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil: "Ich kann mir keinen Beruf vorstellen, der abwechslungsreicher und wichtiger ist." Kitas hätten sich enorm gewandelt. "Heute sind sie Bildungseinrichtung und Problemlöser zugleich." Eine gesellschaftlich enorm wichtige Aufgabe. Für ihn ist es deshalb "eigentlich eine Selbstverständlichkeit", dass die Teams gemischt-geschlechtlich sein müssen. Warum es trotzdem immer noch so schwierig ist, mehr Männer für Kitas zu gewinnen? "Frauen haben als Erziehende immer noch einen Vertrauensvorschuss", sagt Mihm. Es dauere eben, bis sich das Bild ändere. Das sagt er nicht im Groll, sondern findet: "Es braucht einfach Zeit." Männliche Erzieher könnten nie ganz unbefangen sein, dessen müsse man sich bewusst sein. Begleitet er Kinder in die Waschräume, lasse er eine Tür offen. Generell achte man in der Kita sehr auf passende Bezugspersonen. "Die Kinder entscheiden, von wem sie begleitet werden möchten."
Einen weiteren Grund für den Mangel an männlichen Erziehern sieht er in der Unkenntnis über den Beruf. "Viele wissen nicht, was eine Kita wirklich leistet und wie wenig stereotyp der Job ist." Beispiel: Mihm ist Fachkraft für digitale Medienbildung - eine der ersten in NRW überhaupt. Technik interessiert ihn genauso wie der Umgang mit Kindern. Auch auf sein Betreiben hin verfügt die Kita über ein Filmstudio und 25 iPads. "Wir fahren weiterhin mit Bollerwagen in den Wald, heute haben wir aber digitale Lupen dabei, um Blätter zu bestimmen." Einen anderen Beruf als den des Erziehers kann Mihm sich nicht vorstellen - vielleicht auch, weil er sich nie dafür rechtfertigen musste. Auch seine Mutter und sein Bruder sind Erzieher.