Auskömmliche Finanzierung und einheitliche Standards
Caritas in NRW: Warum ist das Bewusstsein wichtig, dass Demokratie nicht nur in Berlin und Düsseldorf stattfindet, sondern auch in der OGS
Sigrid Schmeddes: Die Grundlagen eines guten Miteinanders in einer Gemeinschaft sind die Grundlagen für demokratisches Handeln und Denken. Die Fragen, wie wir miteinander umgehen und wie die Sozialgesellschaft funktioniert, sind im Alltag vieler Kinder nicht mehr selbstverständlich. Jugendratswahlen abzuhalten, etwas mitzutragen, was die Mehrheit abgestimmt hat, den Umgang mit sozialen Medien oder Streitkultur auszubilden - dass Mädchen und Jungen das in der Kita und in der OGS lernen, ist eine Voraussetzung für die Erhaltung der Demokratie in unserem Land.
Caritas in NRW: Was sind Grundvoraussetzungen, damit Offene Ganztagsschulen ihrem Bildungsauftrag gerecht werden können?
Sigrid Schmeddes: Eine auskömmliche Finanzierung und landesweit einheitliche Standards, um die Kinder in nicht zu großen Gruppen mit entsprechendem (Fach-)Personal begleiten zu können. Ebenso ist eine klare Haltung des Ministeriums für Schule und Bildung zum gemeinsamen Auftrag von Schule und Jugendhilfeträger in der Ganztagsförderung, der Schulsozialarbeit und der Schulassistenz eine Grundvoraussetzung für die Arbeit auf Augenhöhe. Mitarbeiter*innen der
OGS sind keine Erfüllungsgehilfen von Schule, sondern Partner*innen für den Bildungsauftrag unserer Kinder.
Caritas in NRW: Was fordern Sie von der Politik?
Sigrid Schmeddes: Die Grundvoraussetzungen kann ich nicht von den Forderungen an die Politik trennen. Zurzeit sieht es in NRW so aus, als würde unter den Vorgaben der Koalition die OGS kaputtgespart. Die Tarifsteigerung aus dem Jahr 2023 und dem Jahr 2024 werden vom Land zwar für seine eigenen und für die kommunalen Mitarbeiter*innen im Bereich der Sozial- und Erziehungshilfen übernommen, nicht aber für die Mitarbeiter*innen der freien Träger refinanziert, die doch für das Land und die Kommunen Aufgaben übernehmen. Die OGS-Landschaft ist so unterschiedlich wie die Finanzlage der Städte und Kommunen. Es darf aber nicht von der finanziellen Situation der Kommune abhängig sein, ob gute OGS stattfinden kann.
Das Interview führte Carolin Kronenburg.