Einstellungen verändern
Sie leitet Workshops für Fachkräfte und berät Menschen, die mit Rassismus konfrontiert sind. Dazu vernetzt sie sich mit anderen Servicestellen in NRW. Die schießen gerade wie Pilze aus dem Boden, aus anfangs fünf wurden inzwischen 43.
"Viele Leute gehen weiterhin davon aus, dass es keinen Rassismus in unserer Gesellschaft gibt", sagt Edwin. Er spiele aber eben doch eine große Rolle und habe ganz real Einfluss auf das Leben vieler Menschen. "Die meisten wollen nicht rassistisch sein, verletzen aber trotzdem." Das gängige Vorurteil sei, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht vertrauenswürdig seien. Das zeige auch das Beispiel eines Mannes, der erst vor Kurzem zu ihr gekommen sei, berichtet Edwin. "Er war krank und brauchte dringend eine neue Niere, kam aber bei seinem Arzt einfach nicht auf die Warteliste. Der Arzt schob immer wieder andere Gründe vor: Er spreche nicht ausreichend Deutsch, es habe etwas mit seinem Aufenthaltsstatus zu tun."
Erst nach einem Beschwerdebrief ihrer Servicestelle sei die Vorgehensweise des Arztes oder der Arztpraxis hinterfragt worden. Die vermeintlichen Hinderungsgründe konnten angesprochen und ausgeräumt werden. Erst dann kam der Mann auf die Warteliste. "Dieser Fall zeigt ganz exemplarisch, wie Menschen aufgrund ihrer Herkunft willkürlich benachteiligt werden."
Edwin wurde in Baden-Württemberg geboren, ihre Eltern stammen aus Sri Lanka. Sie selbst habe auch Rassismus erlebt - etwa am Flughafen, wo sie immer wieder länger kontrolliert werde als andere. Außerdem habe sie häufig das Gefühl, unterschätzt zu werden: "Die Leute glauben oft nicht, dass ich studiert habe", sagt Edwin. "Ich musste mich mehr anstrengen als andere und wollte immer sichergehen, dass ich meine Leistungen tatsächlich einbringen kann."
Die 26-Jährige hat Sozialwissenschaften und Humangeografie in Köln und Münster studiert. Nach ihrer Arbeit im Stadtplanungsamt in Münster und für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Bonn ist sie jetzt bei der Caritas tätig.
Vor allem seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd ist das Thema Rassismus viel mehr in der öffentlichen Debatte. Schwierig findet Edwin die oft "rein akademischen Diskussionen" darüber. "Das Thema ist vor allem sehr emotional, und wenn man nicht betroffen ist, versteht man diese Seite oft nicht. Gefühle brauchen Platz", sagt sie. "Wir sind alle gefragt, uns für das Thema zu öffnen und Dinge zu verändern."