Ackern für die Salatsuppe
Salatsuppe ist das Lieblingsgericht der Kinder der "Erweiterten Sozialen Gruppenarbeit" (ESG) der Caritas und der Diakonie in Herten. Dafür werden die Blätter gekocht, püriert und angedickt. Als "Beilage" kommt dann noch Stockbrot vom Lagerfeuer hinzu. Das ist der Lohn der vorherigen Mühen, die den sieben Grundschülern seit drei Jahren viel Spaß machen. Sie haben mit der GemüseAckerdemie, etwas versteckt an und hinter einer ehemaligen Werkstatt mitten in der Stadt, einen schmalen Streifen Grünland in Beete verwandelt. Im Frühjahr wird unter Anleitung der Boden vorbereitet für das Säen der Pflanzen.
Es sind nur wenige Quadratmeter, aber die Ernte ist kaum in der Gruppenküche zu bewältigen. "Wir haben jetzt noch Bohnen vom vergangenen Jahr", berichtet ESG-Mitarbeiter Cedric Lukat. Gesundes Essen ist ein positiver Effekt, aber in dem Projekt geht es um weit mehr. Die Kinder aus Familien in beengten Wohnverhältnissen und zumeist mit einer Reihe weiterer Probleme lernen hier, planvoll vorzugehen, an der Sache dranzubleiben und vor allem auch Lebensmittel zu schätzen. Wie viel Arbeit da drinsteckt, erfahren sie den ganzen Sommer über, wenn unerwünschte Wildkräuter gezupft, das Beet gewässert oder gegen Austrocknung und zur Düngung mit dem Rasenschnitt von nebenan gemulcht wird.
Gerade um mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel geht es. Caritas-Geschäftsführer Jan Hindrichs will es nicht bei dem einen Gartenprojekt belassen, sondern plant weitere Standorte mit der GemüseAckerdemie in der ehemaligen Bergbaustadt. Anliegen und Grundprinzip des 2014 bundesweit mit sechs Lernorten gestarteten Projekts kennt Hindrichs ziemlich gut, er war der erste hauptamtliche Mitarbeiter der GemüseAckerdemie, die vom Verein Ackerdemia getragen wird. 2021 sollen 820 Lernorte erreicht werden.
Vor allem sind es aber Ehrenamtliche, die die AckerKitas und AckerSchulen vor Ort begleiten. Heute zeigt die Studentin Marie-Luise Eberhardt den ESG-Kids, wie man ein Beet vorbereitet, eine Saatfurche zieht, die kleinen Samen der besseren Sichtbarkeit wegen mit Sand mischt und ausstreut. Dann wird noch mit ein wenig Wasser angefeuchtet, und Ahmad drückt die Erde mit der umgedrehten Harke an. Er sei schon seit zwei Jahren dabei und habe viel gelernt, berichtet Cedric Lukat.
Viele neue, nicht so verbreitete Pflanzen - insgesamt bis zu 30 Arten - werden gesät oder gepflanzt. Das geschieht in förderlicher Kombination nach Plänen, die auf den Beeten ausgelegt werden. Da ist zum Beispiel Palmkohl dabei, der auch Lukat völlig unbekannt war. Leckere Chips könne man daraus gewinnen. Die Kinder überraschen so ihre Eltern mit Neuem und tragen den Gedanken einer nachhaltigeren Ernährung in ihre Familien. Ein Vater mit Fluchtgeschichte habe eine Pflanze aus seiner Heimat wiedererkannt und darum gebeten, mit seinem Sohn ein eigenes Beet anzulegen, erzählt der Sozialarbeiter.
Auf fünf Jahre ist die Begleitphase der GemüseAckerdemie angelegt, dann sollen die eigenen Mitarbeitenden fit sein, selbstständig weiterzumachen. Deswegen schauen einige ESG-Kollegen Marie-Luise Eberhardt über die Schulter. Alleingelassen werden sie allerdings auch danach nicht. Auf der Internetseite der GemüseAckerdemie gibt es wöchentlich Tipps dazu, was gerade im Garten anliegt und wie das geht.
Eine Anleitung zum Ausbuddeln der Kartoffeln brauchen die ESG-Kids nicht. Das sei für sie im Spätsommer ein Highlight, sagt Cedric Lukat. Allerdings geht das nur mit Handschuhen, denn hinter dem Werkstattgebäude sind auch Scherben entsorgt worden. Damals ist noch nicht so "nachhaltig" entsorgt worden. Mit sieben Kubikmeter Mutterboden und guter Pflege ist aber mittlerweile ein fruchtbarer Garten entstanden, der auch mit wenig Wasser auskommt.
www.gemueseackerdemie.de
www.caritas-herten.de