"Die Caritas ist eine starke Partnerin"
Christiane Certa, Diplom-Soziologin, leitet die Strategische Sozialplanung bei der Stadt Dortmund. Ihre zentralen Themen sind die Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und die Armutsbekämpfung. Eins ihrer zentralen Anliegen ist die Zusammenarbeit von Akteuren unterschiedlicher Disziplinen der Verwaltung und der freien Träger auf Augenhöhe.Foto: Privat
Caritas in NRW Wie arbeiten Sie mit dem Caritasverband zusammen? Welche konkreten Projekte sind daraus entstanden?
Christiane Certa: Meine Zusammenarbeit mit dem Caritasverband reicht weit zurück, ins Jahr 1995. Ich war damals Abteilungsleiterin in der Landesstelle Unna-Massen und war für die gelingende Integration der zugewanderten Familien zuständig. Es war klar: Das funktioniert nur, wenn ich verlässliche, kluge Köpfe finde, die dasselbe Ziel haben. Diese Köpfe habe ich bei der Caritas in der Landesstelle kennengelernt. Unser erstes gemeinsames Projekt war ein Verbund aus Behörden und freien Trägern, der gemeinsam Bildungs-, Qualifizierungs- und Freizeitangebote umsetzte. Unsere Arbeit hat sich besonders 1999 bewährt, als über 2000 Kosovo-Flüchtlinge in die Landesstelle kamen, fast alle geschwächt und traumatisiert: Diese Situation konnten wir nur zusammen meistern.
Seit 2000 bin ich Sozialplanerin bei der Stadt Dortmund und arbeite auch hier daran, Teilhabechancen zu verbessern. Als 2007 Bulgarien und Rumänien der EU beitraten, kamen Menschen aus den beiden Ländern aus unvorstellbarer Armut nach Dortmund. Viele haben nicht die Voraussetzungen, sich eine berufliche Existenz aufzubauen, und keinen Anspruch auf Sozialleistungen. In dieser schwierigen Situation ist die Caritas eine bedeutende Partnerin, die gemeinsam mit uns und der Diakonie das Netzwerk EU-Zuwanderung gegründet hat, um daraus die städtische Gesamtstrategie Neuzuwanderung zu entwickeln. Das Besondere an unserer Strategie: Konsens, Kooperation, Respekt, Vertrauen! Jeder bringt ein, was alle nach vorne bringt. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen, treffen wichtige Entscheidungen gemeinsam und setzen alle Projekte im Verbund mit anderen um. Unsere gemeinsamen Erfolge: über 1800 Erwerbsintegrationen, 1200 Krankenversicherungen, mehr und mehr Bildungsintegrationen und transnationale Kooperationen.
Caritas in NRW: Welche Rolle spielen Wohlfahrtsverbände wie der Caritasverband für Kommunen?
Christiane Certa: Eine herausragende! Der Caritasverband ist sehr breit aufgestellt, bringt vielfältige Kompetenzen und enormes Wissen in die tägliche Arbeit ein. Meine Partnerinnen und Partner bei der Dortmunder Caritas arbeiten sehr vernetzt und kooperativ. Sie sind kreativ, bringen Lösungsvorschläge in die gemeinsame Arbeit ein, teilen ihr Know-how und respektieren das der anderen. Sie sind da, wenn sie gebraucht werden. Ich bin überzeugt: Nur so bekommen wir komplexe Probleme heute bewältigt.
Caritas in NRW: Hat sich diese Rolle aus Ihrer Wahrnehmung heraus in den letzten Jahren verändert? (Hat die Bedeutung abgenommen/zugenommen?)
Christiane Certa: Selbstverständlich hat die Caritas sich selbst und damit ihre Rolle verändert! Die Arbeitsfelder sind heute vielschichtiger denn je, oft müssen schnell Entscheidungen getroffen werden. Das geht nur bei genug Vertrauen "in die eigene Firma" und durchlässigen Hierarchien. Dieser Lernprozess hat allen großen Organisationen gutgetan. Auch die Caritas ist heute beweglicher, dynamischer, aktiver. Sie ist eine starke Partnerin.
Caritas in NRW: Wie wichtig ist Ihnen als Kooperationspartner das kirchliche Profil des Caritasverbandes? Hat es überhaupt eine Bedeutung?
Christiane Certa: Motoren unserer gemeinsamen Arbeit sind Vertrauen, Respekt, Wertschätzung und der Wille, gemeinsam mit anderen an bestmöglichen Lösungen für die Menschen zu arbeiten, die unsere Hilfe brauchen. Sie machen das Profil unserer Kooperation aus. Das ist für mich von zentraler Bedeutung!
Die Fragen stellte Jürgen Sauer.