Trainee-Projekt: Führung will gelernt sein
Vorstand Karl Döring ist hochzufrieden: Franziska Hofmann wird weiterhin als Assistentin des Bereichsleiters der stationären Altenhilfe arbeiten, für Jeanette Niehsen ist der künftige Stellenzuschnitt noch nicht endgültig bestimmt, Katrin Schulte wechselt als Stellvertreterin der Leiterin ins Gerebernus-Haus nach Sonsbeck (v. l.).Harald Westbeld
Der erste Probelauf ist abgeschlossen und wird jetzt evaluiert. Gleich drei von den fünf Plätzen hat die Caritas Geldern-Kevelaer besetzt, um den anstehenden Generationswechsel zu stemmen. Vorstand Karl Döring ist "hochzufrieden".
Jeanette Niehsen (34) bringt einige Jahre Erfahrung als examinierte Krankenschwester ein, Katrin Schulte (36) hat 13 Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet und Franziska Hofmann im Verband selbst eine Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen durchlaufen. Gemeinsam haben sie an der Hochschule Niederrhein Health-Care-Management studiert. Praktische Vorerfahrungen sind keine Voraussetzung, das Studium - ob abgeschlossen oder noch auf dem Weg - schon.
Aber natürlich ist das schon von Vorteil für das Trainee-Jahr, das mit vielen weiteren Erfahrungen auf die künftige Leitungsrolle vorbereiten soll. "Früher kamen die Hausleitungen in der Regel aus der Pflege und haben sich in Management fortgebildet", erklärt Gelderns Vorstand Karl Döring. Heute sei das Bewusstsein gewachsen, dass "man Führung lernen und damit auch Verantwortung für das Ergebnis übernehmen muss".
Verantwortung für ein eigenes Projekt
Ein breites theoretisches Wissen bekomme man im Studium schon mit, sagt Jeanette Niehsen, aber die Frage sei, wie man es in der Praxis anwenden könne. Als Trainee "dürfen wir die ersten Erfahrungen unter Kontrolle machen". Dafür gibt es praktische Anleitung in großer Bandbreite. Die ersten vier Monate waren die drei im stationären Bereich eingesetzt. Seitdem geht es im 2- bis 6-Wochen-Takt durch weitere Arbeitsfelder wie ambulante Pflege, Tagespflege oder Qualitätsmanagement.
Übergreifend für alle fünf Trainees, neben Geldern in Münster und Steinfurt, gehören zehn gemeinsame Schulungs- und Reflexionstage dazu. Jeder Trainee übernimmt zudem Verantwortung für ein eigenes Projekt. Katrin Schulte beispielsweise hat das neue Qualitätsprüfungssystem in den neun Altenheimen des Verbandes eingeführt, Franziska Hofmann hat eine zentrale Beratungs- und Vermittlungsstelle für Pflegeleistungen entwickelt, Jeanette Niehsen wird in den stationären Einrichtungen die digitale Pflegedokumentation umsetzen. Karl Döring ist froh über die zusätzlichen Ressourcen, die sie einbringen.
Das Trainee-Programm sieht Döring als "gute Investition". Er will nach der guten Erfahrung gerne weitere Trainees einstellen. "Wir machen das aber nur, wenn wir sie behalten wollen", ist für den Vorstand klar. Bedarf an Führungskräftenachwuchs gibt es in den kommenden Jahren jedenfalls reichlich. In zwei weiteren Altenheimen steht der Generationswechsel an, zwei Tagespflegen sind zu besetzen und möglicherweise noch eine neue Kurzzeitpflege.
Der erfolgreiche Start hat Interesse geweckt. Das Trainee-Programm soll - eine positiv ausfallende Evaluation und die weitere Finanzierung vorausgesetzt - in einem zweiten Durchlauf auf neun Plätze fast verdoppelt werden. Anfragen nach mehr gibt es bundesweit.