Flexibel arbeiten für mehr Leben
Ausgangspunkt war der Caritasverband für die Diözese Münster, wo Ende 2013 das "Lebensarbeitszeitkonto" zusammen mit der "Deutschen Beratungsgesellschaft für Zeitwertkonten und Lebensarbeitszeitmodelle" (DBZWK) auf die Schiene gesetzt wurde. Das Prinzip ist ganz einfach: Mitarbeiter wandeln geleistete Arbeit in Geld um, "sparen" also einen Teil ihres Gehaltes an. Wenn sie in späteren Jahren eine Auszeit (von bis zu drei Monaten) nehmen oder eben früher in Rente gehen wollen, wird das Gehalt weitergezahlt, so dass sie weiter auf ihr normales Netto-Gehalt kommen. Es fließt dann das vorher gesparte Geld vom Lebensarbeitszeitkonto.
Bis die innerbetriebliche Vereinbarung dazu geschlossen werden konnte, waren viele Fragen zu klären: zu den Formen der Freistellungen, welcher Anteil maximal zurückgelegt werden darf … Der Schutz vor Insolvenz und die Mitnahme des Guthabens beim Stellenwechsel sind gesetzlich geregelt.
Das Modell kommt gut an. 25 Mitarbeitende im DiCV Münster und damit rund 20 Prozent nutzen es bereits. Die meisten, so Personalleiter Hubertus Wissing, um die Erhöhung des Renteneintrittsalters nicht mitzumachen und mit 65 in den Ruhestand zu gehen. Möglich ist aber auch, auf eine Viertagewoche zu wechseln und damit den Übergang zu gestalten.
Gerade das, so Wissing, sei sicher auch ein attraktives Modell in der Pflege, die mit dem Alter immer belastender werde. Einen Tag weniger zu arbeiten in der Woche könne da schon helfen. Dem Caritasverband gehe es darum, als Arbeitgeber für Bewerber attraktiver zu werden. Gerade die "Generation Z" der nach 1995 Geborenen wünsche sich mehr Flexibilität. Insofern sei das Lebensarbeitszeitkonto auch ein Baustein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Das haben auch andere Einrichtungen und Verbände erkannt. Bei der Belegschaft des Caritasverbandes für den Rhein-Kreis Neuss kommt das "Caritas-Flex-Konto" ebenfalls sehr gut an. Schon wenige Wochen nach dem Start des Programms haben über 100 Mitarbeiter einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Weitere 15 Verbände, die das Modell umsetzen, listet die Broschüre der DBZWK mit Stand September 2015 quer durch die Republik von Berlin bis Freiburg auf. Manchmal haben sie andere Namen, aber viele sind auch beim Original "Caritas-Flex-Konto" geblieben.