Höhepunkt Jubiläum
Caritas in NRW: Was waren für Sie die Höhepunkte Ihrer Amtszeit?
Andreas Meiwes: Die zwei Jahre im Vorsitz der LAG sind sehr schnell vorbeigegangen, und ich durfte die gute Erfahrung machen, dass die Freie Wohlfahrtspflege in NRW trotz aller Unterschiedlichkeit in den Profilen der einzelnen Verbandsgruppen in wichtigen Fragen stets zusammenhält. Die Freie Wohlfahrtspflege konnte sich auch in den vergangenen beiden Jahren als kompetenter Gesprächspartner und Berater der Politik in allen Fragen der Sozialpolitik und der sozialen Arbeit erweisen. Wir haben mit unseren Themen die Zeit des Landtagswahlkampfes aktiv genutzt und konnten wichtige Positionierungen und Fragestellungen im politischen Umfeld platzieren.
Unbestrittener Höhepunkt der vergangenen zwei Jahre war sicherlich das 50-jährige Jubiläum unserer Landesarbeitsgemeinschaft, welches wir im Mai in der Jüdischen Synagoge in Düsseldorf feiern konnten. Die vielen Gäste aus Politik und Gesellschaft und nicht zuletzt die Rede unserer Ministerpräsidentin Hannelore Kraft haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welchen Stellenwert sich unsere Landesarbeitsgemeinschaft in den letzten 50 Jahren erarbeiten konnte.
Caritas in NRW: Wie gestaltet sich das Verhältnis der Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtspflege zur Landesregierung, zu den Abgeordneten im Landtag und zu den Landschaftsverbänden?
Andreas Meiwes: Das Verhältnis der Freien Wohlfahrtspflege zu Landtag und Landesregierung in NRW ist - so glaube ich sagen zu können - durch eine stabile Partnerschaft geprägt. Diese Partnerschaft wird getragen von der gemeinsamen Überzeugung, dass die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege eine unverzichtbare Kraft zur sozialen Gestaltung unserer Gesellschaft in NRW darstellen. Nach der Landtagswahl haben wir zu fast allen Fraktionen Kontakte knüpfen und in einen kritisch-konstruktiven Dialog eintreten können. Dies gilt es in Zukunft zu intensivieren und fortzuführen. Zu einem partnerschaftlichen Verhältnis passt es allerdings nicht, wenn die Partner auf der staatlichen Seite die Wohlfahrtsverbände lediglich als Erfüllungsgehilfen ihrer sozialpolitischen Vorstellungen und Projekte ansehen. Daher werden wir auch in Zukunft einen Dialog pflegen, der auch zu mancher Auseinandersetzung führen kann. Es geht um den bestmöglichen Weg für ein soziales NRW, das Ringen um diesen Weg kann auch mal zu Kontroversen führen. Das gilt im Übrigen nicht nur für das Verhältnis zu Landtag und Landesregierung, sondern auch im Verhältnis zu allen anderen Partnern, mit denen die Freie Wohlfahrtspflege in einem kritisch-konstruktiven Austausch steht.
Als LAG-Vorsitzender konnte Diözesan-Caritasdirektor Andreas Meiwes Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in Anwesenheit von Wolfgang Altenbernd (Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, Bezirk Westliches Westfalen e. V.) zum Jubiläum der LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW begrüßen.Achim Pohl
Caritas in NRW: Die europäische Schuldenkrise bleibt nicht ohne Folgen für die Situation der öffentlichen Haushalte in Deutschland. Befürchten Sie Auswirkungen auf die soziale Situation in NRW?
Andreas Meiwes: Die Finanzlage der öffentlichen Haushalte auf allen Ebenen wird sicherlich in absehbarer Zeit nicht wesentlich verbessert werden können. Darum ist die Freie Wohlfahrtspflege in NRW besonders dankbar dafür, dass die Landesregierung den Wert präventiver Sozialpolitik erkannt hat. Dies ist insbesondere deutlich geworden bei der Delegationsreise nach Kanada, an der ich an der Seite von Bundesratspräsidentin und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft teilnehmen konnte. Präventionspolitik befähigt insbesondere Kinder und Jugendliche, ihren Lebensweg aktiv und erfolgreich zu gestalten. Dadurch werden Folgekosten in der Zukunft vermieden, und der Staat verdient an einem höheren Steuer- und Sozialversicherungsbeitragsaufkommen. Dies zeigt auch die Prognos-Studie, die die Landesregierung hierzu in Auftrag gegeben hat. Präventionspolitik ist seit Jahrzehnten ein Anliegen der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege. Wir freuen uns, dass diese nun zu einem Handlungsleitfaden aktiver Sozialpolitik gemacht wird.
Caritas in NRW: Ist die LAG in ihrer internen Struktur für die Zukunft gut aufgestellt? Wie ließe sich die gemeinsame sozialpolitische Interessenvertretung noch verbessern?
Andreas Meiwes: In den vergangenen Jahren hat sich die Freie Wohlfahrtspflege NRW sehr intensiv mit ihrer eigenen Struktur auseinandergesetzt. Die Ressourcen in allen Verbänden in finanzieller und personeller Hinsicht sind weniger geworden. Das bedeutet natürlich auch eine Strukturveränderung innerhalb der LAG. Wir haben unser gesamtes Arbeitsausschusswesen in den vergangenen zwei Jahren neu geordnet und so ausgerichtet, dass wir eine höhere Wirksamkeit in der sozialpolitischen Interessenvertretung erreichen können.
Ich freue mich, dass es gelungen ist, noch vor Ablauf des Jahres 2011 diese Strukturreform in wesentlichen Punkten abzuschließen, so dass der neue Vorsitzende der LAG seine Amtszeit mit neuem Schwung und einer hoffentlich verbesserten internen Struktur beginnen kann.