Gesund kochen mit Mini-Budget
Rita Serafin, Vorsitzende der Caritas-Konferenz St. Barabara in Herne, hatte 2008 die Idee für ein Kochkurs-Angebot für Menschen mit kleinem Geldbeutel. Zu ihnen zählt auch hier Zina Faysal (links), die aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet ist.Jürgen Sauer
Die Frauen, die zweimal im Jahr für jeweils zwei Vormittage in die Lehrküche der Volkshochschule eingeladen werden, sind gezwungen, mit Mini-Budgets ihre Familien durchzubringen; viele leben von Hartz IV, die meisten aber von dem, was das Asylbewerberleistungsgesetz vorsieht. Dies sind für Ernährung 138,05 Euro monatlich für den Haushaltsvorstand, 115,04 Euro für Kinder, 76,69 Euro für Kleinkinder. Flüchtlinge liegen damit deutlich unter dem Hartz-IV-Niveau. "Eine gesunde Ernährung ist da kaum möglich", sagt Rita Serafin. Die Vorsitzende der Caritas-Konferenz St. Barbara engagiert sich mit ihrer Konferenz seit 20 Jahren für Flüchtlingsfamilien in den städtischen Unterkünften am Zechenring.
Rita Serafin hatte daher 2008 die Idee, einen besonderen Kochkurs auf die Beine zu stellen. Unter dem Motto "Kochen macht Freu(n)de" sollte nicht nur die Zubereitung preiswerter, gesunder Mahlzeiten im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Begegnung über kulturelle Grenzen hinweg, gleichsam von Hausfrau zu Hausfrau. Die Volkshochschule Herne ist seit 2009 mit im Boot, stellt Kursräume und Küche kostenlos zur Verfügung. Die elf Herner Caritas-Konferenzen und der Caritasverband finanzieren im Wechsel die Kosten für die Dozentin. Eine Kinderbetreuung ist während der Teilnahme durch die Caritas-Ehrenamtlichen sichergestellt.
Ohne persönliche Ansprache würde wohl keine Frau den Weg in die Volkshochschule im Herner Kulturzentrum finden. "Flyer und Presseartikel bringen nichts", hat Frau Serafin erfahren müssen. Außer den Flüchtlingsfrauen sind noch andere Personen zum Mitmachen motiviert worden: etwa Bewohner des Eltern-Kind-Hauses "Triangel", einer Einrichtung der evangelischen Kinderheim-Jugendhilfe. Sie alle haben eines gemeinsam: wenig Geld, aber großes Interesse, sich gesund zu ernähren. Und da sind sie bei Dozentin Rosemarie Ongsiek an der richtigen Adresse.
Ob Pariser Käsecremesuppe, würzige Reisküchlein oder pikanter Hähncheneintopf: Die Teilnehmer lernen, mit einem Mini-Budget Leckeres auf den Tisch zu zaubern.Jürgen Sauer
Vorsicht vor den "gespritzten Bomben" aus dem Supermarkt, warnt die engagierte Hauswirtschaftsmeisterin beim Thema Äpfel. Statt vieler ungesunder Äpfel sollte man sich besser einmal in der Woche einen wirklich gesunden leisten. Auch Mandeln und Nüsse seien äußerst wertvoll, etwa für die Entschlackung des Körpers, nicht aber in der häufig genossenen gesalzenen oder gezuckerten Form. Dies greife die Nieren bzw. die Zähne an. Zum Braten empfiehlt Frau Ongsiek den Teilnehmern Rapsöl.
Nach so viel Theorie dürfen die 15 Teilnehmer endlich loslegen. Ob Pariser Käsecremesuppe, würzige Reisküchlein oder pikanter Hähncheneintopf: Die Lehrküche der Volkshochschule füllt sich langsam mit leckeren Düften. Mittags heißt es dann: Das - gesunde und preiswerte - Buffet ist eröffnet!