Neuer Lebensmut am Empfang
Judith Tillmann (50) ist seit zehn Jahren Empfangskraft und das „Gesicht“ des Caritas-Hauses Arnsberg. Zuvor war sie in den Caritas-Werkstätten tätig. Für Judith Tillmann ist die Arbeit am Empfang des Caritas-Hauses in Arnsberg ein Traumjob.Foto: Markus Jonas
Für Judith Tillmann ist ihr Job am Empfang ein Traumjob: "Ich wollte immer mit Menschen arbeiten. Ich hätte mir nicht vorstellen können, im Büro nur stur Zahlen einzugeben", erzählt sie. Der Weg zu dieser Stelle beim Caritasverband Arnsberg-Sundern war allerdings mit Hindernissen gepflastert. Vor allem ihre körperlichen Einschränkungen machten es ihr schwer, eine Arbeitsstelle zu finden. Aufgrund einer fehlenden Hüfte und einer Spastik in den Beinen ist die 50-Jährige seit ihrem 30. Lebensjahr auf den Rollator angewiesen.
Nach ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau, die sie auf Anraten der Eltern abschloss, bekam Judith Tillmann keine Stelle - auch wegen ihrer Einschränkungen. "Wenn mir gesagt wurde, wir suchen niemanden, und ich später von Bekannten hörte, dass jemand Neues dort begonnen hatte, war mir alles klar." Lange Jahre lang blieb sie zu Hause. "Irgendwann habe ich mich nicht mehr getraut, mich zu bewerben. Wenn man so lange raus ist, verändert sich ja alles."
Erst ein Integrationsfachdienst brachte sie in die Werkstatt für Menschen mit Behinderung der Caritas in Arnsberg, ein Schritt, der ihr anfangs nicht leichtfiel. "Klar haben sie mir von Anfang an gesagt: Eigentlich bist du körperlich und geistig zu fit für die Werkstatt, aber du musst erst einmal wieder reinkommen", berichtet Judith Tillmann. "Dafür war das Ganze wirklich gut. Ich habe mich wieder daran gewöhnt, was ich mir zumuten kann." Sie schöpfte neue Kraft. "Ich wollte alles ausprobieren, sämtliche Maschinen, und sehen, was ich noch machen kann." Mit ihrer Büroausbildung übernahm sie irgendwann auch die Vertretung in der Zentrale - und bewährte sich.
Ihre Sozialarbeiterin ermutigte sie, sich für den Empfang im Caritas-Haus zu bewerben. "Ich habe mich vorgestellt, und montags fing ich schon an." Seitdem ist sie die erste Ansprechpartnerin für Ratsuchende. Dabei erfährt sie viel Wertschätzung: "Wenn ich Urlaub habe, fragen die Leute am Telefon, wo ich bin."
Der Wechsel auf den ersten Arbeitsmarkt hat ihr ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Judith Tillmann hatte zwar einen Führerschein, der nötige aufwendige Umbau eines Autos wurde ihr aber erst jetzt von der Rentenversicherung finanziert. Eine Verladehilfe und ein Handgas-Bremssystem geben ihr nun Bewegungsfreiheit.
Wichtig ist Judith Tillmann auch das gute Klima unter den Kolleginnen und Kollegen: "Ich arbeite sehr gern hier, auch wegen des tollen Teams. Hier guckt keiner auf meine Behinderung." Für die Zukunft hat sie einen ganz einfachen Wunsch: "Bis zum Ende des Berufslebens im Caritas-Haus bleiben!"