Wir gehen den letzten Weg mit
Renate Haase (69) aus Mönchengladbach engagiert sich ehrenamtlich in der Palliativbegleitung des Caritasverbandes.© Andre Zelck
In der Palliativbegleitung versuchen wir, Patienten, die auf den Tod zusteuern, den letzten Lebensweg zu erleichtern. Manchmal höre ich einfach nur zu, gehe ein bisschen auf die Bedürfnisse ein oder leiste kleine Handreichungen, vielleicht gehe ich auch noch einmal mit ihnen spazieren. Es geht auch darum, die Angehörigen zu entlasten, die ja meistens überfordert sind.
Das ist nur ein kleiner Schritt, den wir leisten können, aber für die Angehörigen manchmal ganz wichtig.
Ich mache das, weil ich selbst schon einmal in derselben Situation war: Mein Vater hat 1998 die Diagnose "Krebs" bekommen, er hatte ein Bronchialkarzinom. Die Endphase fing zwischen Weihnachten und Neujahr an, als kein Arzt mehr zu erreichen war. Palliativpflege gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht. Wir sind damals wirklich in einen Engpass geraten.
Als das dann vorbei war, habe ich mir geschworen: Sobald du irgendwann mal Zeit hast, versuchst du, irgendetwas zu finden, wo du dann ehrenamtlich den Leuten das ein bisschen erleichterst, was wir selbst so dringend hätten brauchen können.
Wir gehen den letzten Weg gemeinsam, aber das Ende erleben wir meistens nicht.
Für mich ist dieser Dienst nicht schwierig. Ich tue es sehr gerne.
Wenn man merkt, dass es den Menschen guttut, gibt einem das auch selbst Kraft. Ich merke dann, das tut mir auch selbst gut. Es ist nicht so, dass ich mich dafür aufopfere - es gibt auch mir etwas. Ich bin zufrieden. Wenn man sieht, dass es den Menschen guttut - das wenige, was ich da leiste -, dann tut mir das auch selbst gut.
Es ist doch nicht ungewöhnlich, Gutes zu tun. Das ist doch eigentlich selbstverständlich! Man muss natürlich die Zeit haben. Für Berufstätige ist das schon schwieriger.
Ich persönlich bin kein Gutmensch, für mich ist das normal.
Notiert von Markus Lahrmann