Mach mit! Sei da! Hilf anderen!
Angefangen hat er damit vor 13 Jahren, als er nach seiner Verrentung irgendetwas suchte, "um nicht in ein tiefes Loch zu fallen". Bei der Caritas Witten wandte er sich an die Abteilung Fokus. Fokus ist eine Beratungs- und Vermittlungsstelle für alle, die sich gerne freiwillig engagieren, sowie für Organisationen, die mit Freiwilligen zusammenarbeiten.
"Ich wollte mit der Rente nicht in ein tiefes Loch fallen"
Brakemeier konnte aus einem Katalog von Aufgaben auswählen, so wurde er Integrationslotse. Er half Migranten beim Einfinden in den deutschen Alltag, auch bei der Einbürgerung. Ich bin mein Leben lang im Ausland gewesen, mir macht das Spaß", sagt er. Als 2015 die vielen Flüchtlinge kamen, gründeten er und andere eine Community. Heute sind die Flüchtlinge mehr oder weniger eingebunden. Witten hat sich stark für Flüchtlinge eingesetzt, es gibt zwar immer noch ein Aufnahmelager mit 600 Betten, die sind aber gar nicht mehr belegt. Da gibt es nicht mehr so viele Brennpunkte.
Deswegen hat er sich in einem Nachbarschaftstreff eingearbeitet. Dort ist Bernd Brakemeier dann der Quartierskümmerer. "Leute können zu mir kommen mit ihren Sorgen und Problemen, und ich versuche dann zu helfen", sagt er und kommt auch durchaus auf eigene Ideen. Kochen mit Kindern für Kinder zum Beispiel. "Ich komme ja aus der Gastronomie, da liegt das nahe." Auch das macht er schon seit zehn Jahren.
"Sind Sie ein Gutmensch, Herr Brakemeier?" "Das kann ich gar nicht beurteilen. Ich helfe einfach", sagt er. Punkt. "Warum helfen nicht mehr Menschen?" "Ich sehe so viele Menschen, die einfach in den Tag hinein leben", sagt er, "die würde ich gerne aufrütteln." Doch da kommt oft wenig Resonanz, gerade vom mittleren Bürgertum kommt manchmal eher Negatives. Seine Mittel seien begrenzt, sagt er, auch sprachlich, er könne nur sagen: "Mach mit. Sei da!" Und: "Hilf anderen."
Das neueste Projekt bei der Freiwilligenagentur Fokus heißt "Senioren helfen Senioren". Sechs oder sieben Rentner, alle selbst Heimwerker und Häuslebauer, bieten kleine handwerkliche Unterstützungen an: einen tropfenden Wasserhahn reparieren, eine Glühlampe wechseln, den Weihnachtsbaum einstielen. Alles Tätigkeiten, für die kein Handwerker mehr kommt oder die unverhältnismäßig teuer würden. Der Bedarf ist da, sagt Brakemeier und ist auch stolz. "Wir sind alle über 70, manchmal ist es schon mühsam, auf eine Leiter zu steigen - aber wir bemühen uns."